Sie müssen vor den Feiertagen im Geschäft noch hundert Dinge erledigen, Ihre Kinder wollen Gutzi backen, auf Sie wartet noch ein Streit mit den Eltern darüber, ob Sie den 24. bei ihnen oder den Schwiegereltern verbringen und Geschenke haben Sie auch noch keine? Machen Sie Pause. Wir haben das perfekte Abschaltprogramm.
1. Es kommen zwei Typen geladen: «Fear and Loathing in Las Vegas» (1998)
Okay, wenn Johnny Depp als Journalist Raoul Duke und Benicio del Toro als sein Anwalt Dr. Gonzo nach Las Vegas reisen, um über ein völlig nebensächliches Autorennen zu berichten, hat das nun wirklich rein gar nichts mit Weihnachten zu tun. Aber sehr viel mit Drogentrips – und das könnte helfen. Wenn Sie erst mal diesen zwei Typen dabei zugeschaut haben, wie sie auf Devil Ether versuchen, in einem Hotel einzuchecken, werden Sie nie mehr das Gefühl haben, Sie hätten jegliche Kontrolle verloren. Entspannen Sie sich, wenn das totale Chaos für einmal nur im Film ausbricht. (tin)
2. Morgen, Kinder, wirds was geben, und zwar aufs Dach: «Home for the Holidays» (1995)
Gut, dieser Film spielt genau gesehen nicht an Weihnachten – sondern an Thanksgiving, was für Amerikaner aber aufs Gleiche rauskommt: Familie kommt zusammen, es soll friedlich sein, ist es aber natürlich nicht. Mittendrin: Claudia Larson (Holly Hunter), alleinerziehende Mutter und gerade frisch gefeuert. Wie es im Trailer so schön heisst: «Es gibt immer einen Ort, an dem es noch schlimmer ist.» Dieser Ort ist für Claudia Larson ihr Zuhause: kettenrauchende Mutter, neurotische Schwester, halbsenile Tante – da ist das Chaos vorprogrammiert. Wir hingegen können mitten in unserem Stress innehalten, zuschauen und denken: Hach, da haben wir ja noch mal Glück gehabt! (kng)
3. Und den Menschen ein Wohlgeknalle: «Die Hard» (1988)
Auch «Die Hard» mögen vielleicht nicht alle automatisch mit Weihnachten assoziieren. Dabei ist der Film mit dem New Yorker Cop John McClane (Bruce Willis) nicht nur die Mutter aller Action-, sondern auch der heilige Gral aller Weihnachtsfilme. Wer kennt das Schicksal der gebeutelten Hauptfigur nicht: Da will man an Heiligabend eigentlich nur seine Ruhe im Kreise der Liebsten verbringen, gerät aber in einen nicht enden wollenden Strudel von Stress und Terror. Zugegeben, bei McClane gehts etwas ruppiger zu als beim Schlussverkauf in der Innenstadt und beim Familienstreit unter dem Baum. Als McClane seine Frau Holly (Bonnie Bedelia) in Los Angeles besucht, muss der arme Kerl doch zuerst ein ganzes Hochhaus voller lästiger Gangster, angeführt von Hans Gruber (grandios: Alan Rickman), überleben, bevor er Weihnachten feiern kann. Aber für Weihnachts-Gestresste sind die zwei Stunden Schweiss, Blut und Pulverdampf beste Sofa-Katharsis – ein «Ho Ho Ho» für die Seele. Nicht zuletzt auch wegen des weihnächtlichen Knaller-Soundtracks – unter anderem mit Run-DMC. (gbr)
4. In dulci jubi-om, auch ein Architekt muss runterkommen: «Asterios Polyp» von David Mazzucchelli
Liebe Burn-out-Geplagte, kleine Vorwarnung: Asterios wird Sie nicht retten. Asterios ist anstrengend, besserwisserisch und elitär. Nein, Asterios Polyp, der Protagonist der gleichnamigen Graphic Novel des amerikanischen Zeichners David Mazzucchelli ist kein wirklich sympathischer Zeitgenosse – aber eines sei Ihnen versprochen: Dieses Buch wird Sie so einnehmen, dass sich Zeitdruck und nörgelnde Kinder sofort in Luft auflösen werden. «Asterios Polyp» erzählt von einem überheblichen Architekten, der runterkommt. Mehr braucht man zu dieser grossartigen Graphic Novel nicht zu sagen, keine Zeit! Wir gehen sie auch gleich noch mal lesen. (nao)
5. Lies in himmlischer Ruh: «Slow Christmas», Geschichten gegen den Weihnachtsstress
So platt der Titel «Slow Christmas» auch klingen mag, die Geschichtensammlung wirkt. Und das, obwohl die Protagonisten eigentlich allesamt Stress haben. Doch vielleicht wirken die Geschichten wie eine Impfung: Man muss den Erreger mit dem Erreger bekämpfen. In Peter Mayles «Dezember» hockt der Ich-Erzähler (der wohl ausnahmsweise mit dem Autor identisch ist) mit seiner Frau in der Provence. Sein Haus ist eine Baustelle, und er ohne Hoffnung, dass die Handwerker vor Weihnachten noch einmal einen Finger rühren. Nur der Pöstler kommt vorbei, mit einem Nacktkalender für den Hausherrn. Er schwankt bereits, doch für einen kleinen Pastis hats noch immer gereicht. Den könnte auch das neureiche Paar in der Geschichte «Weihnachtsfriede» brauchen. Seit die beiden geerbt haben, leben sie umzingelt von Steuerberatern und Hausmädchen. Um richtig Weihnachten feiern zu können, planen sie die Flucht. Wir würden uns am liebsten anschliessen. (afo)
6. Und noch ein Wohlgeballere: «Geometry Wars 3», Dimensions evolved
Den ganzen Tag den Nachwuchs zu bespassen, kann ganz schön ans Nervenkleid gehen. Eine gepflegte Runde «Geometry Wars 3» bringt den stressigen Elternalltag in eine neue Perspektive. Wer es schafft, das hektische Baller-Geschehen rund um geometrisch simpel geformte Weltraumschiffe zu überleben, wird der nächsten Küchenüberschwemmung völlig gelassen entgegensehen. Ursprünglich für Spielkonsolen entwickelt, überzeugt das Spiel auch auf mobilen Geräten mit iOS oder Android-Betriebssystem. (sh)
7. Jingle balls, jingle balls: Des Engländers Vergnügen ist Fussball an Weihnachten
In unseren Breiten kann sich ein dauerberieselter Fussballfreund ja frei entscheiden. Wenn die Super League am 11. Dezember den Laden für zwei Monate dichtmacht, kann er murmeltierartig zwei Monate in den Winterschlaf fallen. Oder er streckt den Stoff mit der Bundesliga bis knapp an Heiligabend. Für jene, die ohne Fussball in Stress geraten, wurde einst in England der Boxing Day erfunden. Am zweiten Weihnachtstag wird auf der Insel traditonell gekickt, die Vorzüge haben wir wiederholt besingen lassen. Und wer sich kein Bezahlfernsehen leistet, findet vielleicht hier Hilfe. Mit Ausnahme des 29. Dezember gibt es dann durchgehend bis 4. Januar jeden Tag mindestens ein Spiel der Premier League. Was für ein Fest! (cok)