Die 22. Runde der deutschen Bundesliga enthält am Sonntag das Spiel zwischen Ingolstadt und den Europa-League-Helden von Borussia Mönchengladbach. Es ist ein Duell mit integriertem Schweizer Duell.
Florent Hadergjonaj ist ein Profisportler aus Langnau im Emmental. Profisportler männlichen Geschlechts aus Langnau sind Eishockeyspieler. Hadergjonaj ist die Ausnahme schlechthin, er verdient sein Geld mit Fussball.
Sein Transfer vom vergangenen August zu Ingolstadt, das in seiner zweiten Saison in der Bundesliga um den Ligaerhalt kämpft, spülte einen schönen Batzen in die Kasse der Young Boys. Hadergjonaj kostete etwas, weil seine Vorzüge den Scouts aus den europäischen Topligen nicht verborgen geblieben waren.
Florent Hadergjonaj, in Langnau geborener Emmentaler mit kosovarischen Wurzeln, ist kein blendender Techniker und auch kein Blender. Er wird Messi nie beunruhigen. Aber er ist schnell, läuft für drei, ist stark im Zweikampf, hat ein gutes Auge und schlägt brauchbare Flanken. Sein vielleicht wichtigster Vorzug ist die Einstellung des nie aufgebenden Kämpfers und Reissers. Er ist ein Spieler mit einer Ausstrahlung. Und mit einem Optimismus, der andere in der Mannschaft beflügeln kann.
Was Hadergjonaj, auf der rechten Seite in der Verteidigung oder im Mittelfeld eingesetzt, in Ingolstadt erlebt hat, ist eng mit den Trainern Markus Kauczinski und Maik Walpurgis verbunden. Unter Kauczinski sass er die meiste Zeit auf der Bank. Unter Walpurgis, der Mitte November übernahm, hat Hadergjonaj in elf Meisterschaftsspielen noch keine Minute verpasst. Er wurde also kein einziges Mal ausgewechselt. Ingolstadts Unterschiede im Erfolg mit oder ohne Hadergjonaj sind frappant. Unter Kauczinski (weitgehend ohne Hadergjonaj) holte die Mannschaft aus zehn Spielen zwei Punkte. Aus den nachfolgenden elf Spielen unter dem 43-jährigen Walpurgis (mit Hadergjonaj) schauten 16 Punkte heraus. Könnte das Team diesen Durchschnitt von fast anderthalb Punkten pro Partie aufrechterhalten, wäre jegliche Abstiegsgefahr permanent gebannt. Walpurgis weiss, was er am blonden Schweizer hat. Er verfügt über einen zwar noch entwicklungsfähigen, aber schon leistungsstarken Spieler, der zudem die Aussicht auf eine schöne Länderspielkarriere hat. Sein Stern geht auf, der von Stephan Lichtsteiner wird in absehbarer Zeit verglühen.
Ohne jeden Zweifel wird Hadergjonaj im Match gegen Borussia Mönchengladbach in der Startaufstellung stehen – sofern er bis dorthin nicht krank wird oder sich verletzt.
Bei den Gladbachern ist Yann Sommer ebenso gesetzt für einen Auftritt. Nicht aufgeboten wurde er einzig für ein Testspiel vor der Saison. Immer wenn es zählte, verpasste der Schweizer Nationaltorhüter keine Minute im Dress der Fohlen. Mit 29 Gegentoren in 21 Bundesligaspielen machte Sommer seine Sache im Herbst wie im Winter gut. Dass Gladbach den Tritt nicht fand wie in den besten Jahren unter Trainer Lucien Favre, lag in erster Linie an der niedrigen Durchschlagskraft. 23 Tore in 21 Spielen reichen für einen Champions-League-Teilnehmer mit hohen Ansprüchen nicht aus.
Möglicherweise hat Yann Sommer am Donnerstagabend in Florenz ein Spiel erlebt, das der ganzen Mannschaft unter dem neuen, erfahrenen Trainer Dieter Hecking einen starken Schub für den ganzen Rest der Saison gegeben hat. In der Europa League gegen Fiorentina nach drei von vier Halbzeiten 0:3 zurückzuliegen und dann noch – im Gesamtskore – 4:3 zu gewinnen ist aussergewöhnlich und bemerkenswert.
Wird Florent Hadergjonaj die graue Maus Ingolstadt zu weiteren grossen Taten antreiben? Oder wird Yann Sommer aus seiner Perspektive feststellen, das die Gladbacher auf dem Weg sind, wieder eine grosse Mannschaft zu werden? Am Sonntagnachmittag werden die Antworten gegeben.