Die EU will im Pferdefleischskandal Klarheit schaffen. Am Freitag beschloss Brüssel obligatorische DNA-Analysen von Fleischprodukten in allen 27 Mitgliedsstaaten, um das Ausmass der Täuschungen durch nicht deklariertes Pferdefleisch auszuloten.
Innerhalb eines Monats sollen nun 2250 Proben in allen 27 Mitgliedstaaten genommen werden. Zudem soll bei Pferdefleisch geprüft werden, ob es Rückstände von Medikamenten enthält.
Dies geht zurück auf die Entdeckung von Phenylbutazon in Fleisch britischer Schlachtpferde. Das Mittel wird Sportpferden gegen Entzündungen verabreicht, darf aber wegen seiner potenziell schädlichen Wirkung auf Menschen nicht bei Schlachttieren angewendet werden.
Das britische Pferdefleisch war nach Frankreich exportiert worden. Allerdings gaben britische Behörden Entwarnung, was gesundheitliche Gefahren angeht. Amtstierärztin Sally Davis sagte, die Konzentration der Arznei sei sehr gering.
„Um eine therapeutisch wirksame Dosis aufzunehmen, wie sie auch Patienten bekommen, müsste man zum Beispiel 500 bis 600 grosse Hamburger aus Pferdefleisch an einem Tag essen“, sagte sie.
Nun auch in Österreich
In Deutschland räumte als erster Discounter Lidl einen Verdacht auf undeklariertes Pferdefleisch in seinem Sortiment ein. Das Produkt „Tortelloni Rindfleisch“ des Herstellers „Gusto GmbH“ der Hilcona AG sei aus dem Verkauf genommen worden.
Zuvor hatten österreichischen Behörden gemeldet, die Tortelloni enthielten Pferdefleisch. Der deutsche Handelskonzern Kaiser’s Tengelmann bestätigte ebenfalls, in seiner Lasagne habe sich Pferdefleisch befunden.
Am Donnerstag hatten bereits die Supermarktketten Edeka und Real Pferdefleisch-Funde eingeräumt. Auch international zog der Skandal Kreise: In Grossbritannien wurde in 29 Proben undeklariertes Pferdefleisch festgestellt, die Niederlande starteten Untersuchungen von 100 fleischverarbeitenden Firmen.
Alle Spuren zu Spanghero
Bislang weisen alle Spuren in dem Skandal auf die französische Firma Spanghero, die Pferdefleisch aus Rumänien zu Rindfleisch umetikettiert und damit Hersteller von Fertigspeisen beliefert haben soll.
„Ich weiss nicht, wer hinter all dem steckt, aber ich kann ihnen versichern, wir sind es nicht“, sagte Spanghero-Chef Barthelemy Aguerre dem Sender Europe 1. Er kündigte an, die Unschuld seiner Firma zu beweisen. „Ich glaube, die Regierung hat vorschnell gehandelt.“
Frankreichs Konsumentenschutzminister Benoit Hamon wirft der Firma vor, ihr könne nicht entgangen sein, dass das aus Rumänien importierte Fleisch viel billiger als Rindfleisch gewesen sei. Es gebe auch keine Hinweise, dass der rumänische Exporteur das Fleisch falsch deklariert habe.
Teil einer Lebensmittelkette
Nach Angaben des Ministers ist Spanghero Teil einer Lebensmittelkette, an der 28 Unternehmen in 13 Ländern beteiligt sind. Spanghero wurde zunächst für zehn Tage die Lizenz zur Fleischverarbeitung entzogen. Die Pariser Behörden haben das Ermittlungsverfahren gegen die Firma aus Castelnaudary bei Toulouse im Südwesten Frankreichs an sich gezogen.
Hamon erhebt auch Vorwürfe gegen den französischen Weiterverarbeiter Comigel, der von Spanghero beliefert wurde. Dort hätte bemerkt werden müssen, dass das Fleisch aus Castelnaudary eine andere Farbe gehabt und anders als Rindfleisch gerochen habe.