Nordirlands Golfstar Rory McIlroy vervollständigt heuer sein zehntes Jahr als Profi. Er ist frisch verheiratet und vertraut auf eine neue Ausrüstung. Beides gibt ihm Energie für neue Grosstaten.
Als er am Ryder Cup 2012 in Medinah bei Chicago für die europäische Zwölf-Mann-Auswahl gegen die Amerikaner kämpfte, war Rory McIlroy noch mit der Dänin Caroline Wozniacki liiert, der früheren Weltranglisten-Ersten im Tennis. In Medinah aber wurde die Schweiz-Amerikanerin Erica Stoll nach einer sonderbaren Begebenheit seine neue Flamme. McIlroy hatte sich wegen der Zeitverschiebung um eine Stunde verschätzt. Er war noch weit vom Platz weg, als er sich schon für das Einzel vom Sonntag hätte bereitmachen müssen.
Erica Stoll, die im Transportwesen des Grossanlasses tätig war, organisierte ihm eine Polizei-Eskorte. Nur dank dem Sondereinsatz war McIlroy gerade noch rechtzeitig am Abschlag, Er holte mit dem Sieg gegen Keegan Bradley den Punkt, den Europa benötigte, um die US-Golfer nach einer einzigartigen Aufholjagd 14,5:13,5 zu bezwingen. Ohne das rasche Handeln der Amerikanerin Stoll hätten die Amerikaner gewonnen.
Seither sind die beiden ein Paar. Vor zwei Wochen haben sie geheiratet. Die Trauung war in Irland, für die kurzen Flitterwochen reisten sie in die Karibik. «Es war das beste Wochenende für mich und das beste Wochenende für Erica», sagte der Golfer, der in seiner Karriere schon so viele gute Wochenenden mit Triumphen auf dem Platz erlebt hatte.
In diesen Wochen hat sich McIlroy für die Frau seines Lebens entschieden, aber auch für das Material eines Lebensabschnitts. Er war in seiner Karriere zuerst Kunde von Titleist, dann von Nike. Mit beiden Herstellern schloss er Verträge, die ihm jährlich zweistellige Millionensummen einbrachten. Nike stellte Ende 2016 die Fabrikation von Schlägern ein. Darauf versuchte sich McIlroy zuerst mit Callaway. Die Schläger passten ihm, der Ball aber nicht. Und so testete er weiter, bis er einen lukrativen Langzeit-Vertrag mit der ebenfalls renommierten Marke TaylorMade abschloss. «Ich kam zur Erkenntnis, dass dies für mich das Beste sein muss, damit ich mich verbessern kann, damit ich wieder mehr gewinnen kann, vor allem mehr Majorturniere, und damit ich auch wieder die Nummer 1 werden kann.»
Obwohl er letzte Woche erst 28 Jahre alt geworden ist, hat McIlroy schon 21 Turniersiege errungen, vier davon an Turnieren mit Grand-Slam-Charakter. Den bislang letzten Sieg errang er im Herbst 2016 an der Tour Championship der US PGA Tour. Dank diesem Erfolg gewann er auch die Gesamtwertung im FedEx-Cup den damit verbundenen Bonus von zehn Millionen Dollar.
Ob er mit dem neuen Material schon in den ersten Wochen gut zurechtkommt, wird McIlroy spätestens am Sonntag wissen. Er startet an der Players Championship des amerikanischen Circuits in Ponte Vedra Beach in Florida. Dieser Wettkampf wird oft auch als das fünfte Major bezeichnet – ähnlich wie das Masters-1000-Turnier von Key Biscayne/Miami im Tennis. McIlroy hatte in Florida noch nie restlos überzeugt. In all den Jahren handelte er sich Rückstände von immer mindestens vier Schlägen auf die Sieger ein.
Mit der Rückeroberung der Spitzenposition in der Weltrangliste muss sich McIlroy gedulden. Der Amerikaner Dustin Johnson hat als Nummer 1 einen derart grossen Vorsprung, dass McIlroy nicht an ihm vorbeiziehen könnte, auch wenn er sowohl die Players Championship als auch das US Open im Juni gewänne.