Amtsmissbrauch, Urkundenfälschung, Veruntreuung, Widerhandlung gegen das Betäubungsmittelgesetz: wegen dieser Delikte müssen sich zwei ehemalige Mitarbeitende des Gefängnisses Affoltern am Albis ZH verantworten. Beide sind laut Staatsanwaltschaft geständig.
Wie die Staatsanwaltschaft Limmattal/Albis am Mittwoch mitteilte, klagt sie einen leitenden Aufseher der mehrfachen Veruntreuung und der mehrfachen Urkundenfälschung an. Seit 2012 soll der 47-Jährige insgesamt 47’000 Franken aus der Gefängniskasse genommen und in die eigene Tasche gesteckt haben. Das Geld habe er für sich persönlich verwendet.
Amtsmissbrauch und Widerhandlung gegen das Betäubungsmittelgesetz lauten die Anklagepunkte gegen eine 29-jährige Aufseherin. Ihr wirft die Staatsanwaltschaft vor, sie habe seit September 2013 auf Bestellung der Insassen regelmässig Marihuana und Kokain ins Gefängnis geschmuggelt. Dazu kam eine geringe Menge Anabolika, und hin und wieder hatte einer Lust auf Fastfood.
Das Treiben der Frau war Anfang Juli 2014 aufgeflogen. Von Gefängnisinsassen seien Hinweise gekommen, sagte Staatsanwältin Claudia Wiederkehr zur Nachrichtenagentur sda. Im Laufe der Ermittlungen sei man dann auf den zweiten Fehlbaren gestossen. Demnächst wird Wiederkehr Anklage erheben.
Beide mutmassliche Delinquenten wurden damals fristlos entlassen. Der Verdacht gegen einen dritten Mitarbeiter hat sich dagegen nicht erhärtet, wie es in der Mitteilung heisst. Dem Kadermitarbeiter war vorgeworfen worden, er habe Insassen gegen Bezahlung illegal Urlaubstage gewährt. Dieser Mann war laut Wiederkehr nicht entlassen worden. Er arbeite immer noch im Gefängnis.
Keine Vorwürfe gegen Gefängnisleiter
Der Gefängnisleiter war nach Bekanntwerden der Delikte seiner Mitarbeitenden suspendiert worden. Die Staatsanwaltschaft habe ihn und weitere Mitarbeitende – wie üblich in solchen Fällen – einvernommen, erklärte Rebecca de Silva, Sprecherin des kantonalen Amtes für Justizvollzug. Es hätten sich jedoch keine «strafrechtlich relevanten Verdachtsmomente» ergeben.
Erst vor wenigen Tagen, am 10. Oktober, durchsuchten 30 Polizisten und vier Diensthunde das Gefängnis Affoltern, heisst es in der Mitteilung der Staatsanwaltschaft. Weder in Zellen noch in Aufenthaltsräumen haben man Drogen oder Drogenutensilien gefunden, Aus diesem Grund seien keine weiteren Verfahren eröffnet worden.
Ob die ganze Angelegenheit für den Gefängnisleiter allenfalls doch noch Folgen hat, ist noch offen. Noch hängig sind nämlich laut de Silva interne Abklärungen zu Führungsfragen. Sie stützen sich namentlich auf die Untersuchungsergebnisse der Strafuntersuchung und der kantonalen Finanzkontrolle.