Unbekannte haben in der nordostafghanischen Provinz Badachschan nach offiziellen Angaben zwei ausländische Mitarbeiterinnen einer Schweizer Hilfsorganisation entführt. Auch drei einheimische Mitarbeiter der Organisation Medair mit Sitz in Ecublens VD wurden verschleppt.
Das sagte am Mittwoch der Sprecher des Provinzgouverneurs, Abdul Maruf Rasekh, der Nachrichtenagentur dpa. Bei den Frauen handle es sich um eine Europäerin und eine Afrikanerin. Genaue Angaben zur Nationalität machte er nicht. Andere Quellen sprachen von zwei Europäerinnen.
Rasekh vermutete einen kriminellen und keinen politischen Hintergrund. Er glaube nicht, dass die Taliban in die Tat verwickelt seien, sagte er. In der Gegend operierten kriminelle Banden, die auf Lösegeld aus seien.
Die Polizei suche nach den Entführten. Die Frauen seien vom Distrikt Yaftal zum Distrikt Raghestan unterwegs gewesen, als Bewaffnete sie stoppten und sie verschleppten. „Wahrscheinlich wurden sie zum Distrikt Schahr-e-Bosorg gebracht.“ Sie hätten die Polizei nicht über ihre Fahrt informiert.
Die Gruppe war nach Angaben des Sprechers mit Pferden auf dem Rückweg aus einer Bergregion an der Grenze zu Tadschikistan, als sie von den bewaffneten Männern entführt wurden. Der Chef des Provinzrates von Badachschan, Sabihullah Attik, bestätigte die Angaben und sprach von insgesamt sieben Entführern.
Kein Kommentar von Medair und EDA
Die von der NATO geführten Streitkräfte in Afghanistan erklärten, ihnen lägen keine Informationen zu dem Fall vor. Nichtregierungsorganisationen, die in dem Gebiet aktiv sind, lehnten eine Stellungnahme ebenfalls ab.
Beim Eidg. Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA) hiess es auf Anfrage der Nachrichtenagentur sda lediglich, man habe Kenntnis von den Medienberichten zu der Entführung. Weiter konnte das EDA nichts bestätigen. Abklärungen seien im Gang.
Auch Medair wollte auf Anfrage die Entführung nicht kommentieren. Die Organisation ist nach eigenen Angaben seit 1996 in Afghanistan tätig. Derzeit arbeiteten 15 internationale und 175 einheimische Mitarbeiter für das Hilfswerk, heisst es auf der Homepage.
Ziel sei, „den hilfsbedürftigen Menschen in den abgelegenen Regionen des Landes zur Seite zu stehen und den armen, von den Konflikten betroffenen Menschen vor Ort zu helfen.“