Mittelland-Städte wie die Kantonshauptorte Aarau oder Solothurn sind längst mir ihrer Agglomeration zusammengewachsen. Um die Entscheidungswege für gemeinsame Entscheide zu verkürzen und zu vereinfachen, drängen die Städte ihr Umland zur Fusion.
Die Stadt Solothurn ist auf gutem Weg, ihre Einwohnerzahl von heute knapp 17’000 mit einem Schlag auf fast 43’000 zu erhöhen. Im Vordergrund der Fusionsbemühungen stehe ganz klar die einheitliche Beschlussfassung, sagt der Solothurner Stadtpräsident und FDP-Nationalrat Kurt Fluri. Einsparungen bei den Finanzen seien ein willkommener Nebeneffekt.
Fluri ist optimistisch, dass die Fusion mit Biberist, Derendingen, Luterbach und Zuchwil ab Anfang 2018 wirksam wird. Die entsprechenden Fusionsverträge sind unterzeichnet. Ende 2015 soll darüber abgestimmt werden und 2016 mit der Umsetzung begonnen werden.
Solothurn muss allerdings mit einer Light-Variante Vorlieb nehmen. Bei den Gemeinden Bellach und Langendorf mit ihren total 9000 Einwohnern fand das Werben der Stadt kein Gehör.
Bemühungen ins Stocken geraten
Etwas schwerer tut sich Aarau mit seiner «Vision Aarau». Auch wenn das 2011 vorgestellte Projekt die neuen Stadtgrenzen wohlweislich noch nicht konkret festlegte, kann davon ausgegangen werden, dass das Endziel eine Eingemeindung fast sämtlicher Gemeinden des Bezirkes Aarau ist.
Damit entstände eine Grossstadt mit über 70’000 Einwohnern. Diese würde, vorausgesetzt alle Gemeinden machen mit, von Densbüren im Jura nördlich der Staffelegg bis nach Muhen und Gränichen am Eingang zum Suhren- bzw. Wynental reichen.
Richtige Nägel mit Köpfen wurden bisher nicht gemacht. Das Projekt, das inzwischen in «Zukunftsraum Aarau» umgetauft wurde, befinde sich immer noch in der Vorbereitungsphase, sagt der Aarauer Stadtammann Marcel Guignard auf Anfrage.
Ein Steuerungsgremium habe eine Grundsatzvereinbarung zur gemeinsamen Prüfung verschiedener Optionen zur Stärkung des funktionalen Raumes erarbeitet. Nun würden die Gemeinden eingeladen, die Grundsatzvereinbarung zu prüfen und bis Ende Jahr darüber zu befinden.
Nach der Vorbereitungsphase soll Anfang 2014 die so genannte Prüfungsphase beginnen. Diese soll bis Mitte 2015 dauern. Der Zeithorizont für die weiteren Projektphasen werde im Rahmen der Prüfungsphase festgelegt, sagt Guignard.
Einen ersten, allerdings kleinen Schritt hat die Kantonshauptstadt Aarau schon vor einiger Zeit getan. Die Nachbargemeinde Rohr wurde 2010 zum neuen Aarauer Stadtteil.
Weit weg von einer Fusion ist man im östlichen Aargauer Kantonsteil, wo sich eine Verbindung zwischen den beiden eng aneinanderliegenden Städten Baden und Wettingen geradezu aufdrängen würde. Allerdings scheiterte vor drei Jahren schon der Zusammenschluss von Baden mit Neuenhof am Widerstand von Baden.
Vision Aarolfingen zu futuristisch
Die Idee, aus den eher kleinen Mittellandstädten durch Zusammenschlüsse Grossstädte zu formen, welche ein Gegengewicht zu den Metropolen Zürich, Bern und Basel bilden könnten, ist nicht neu. Ende der sechziger Jahre geisterte das Projekt Aarolfingen durch die Köpfe der Planer.
Geplant war eine 330’000 Einwohner umfassende Grossstadt im Dreieck Aarau, Olten und Zofingen. Im Schnittpunkt zwischen den schweizerischen Ost-West- und Nord-Süd-Verbindungen hätte ein Zentrum entstehen sollen, das es jederzeit mit Bern und Zürich hätte aufnehmen können.
Die Ideen, welche ein Koordinationsausschuss für Planungsfragen damals im Auftrag der Aargauer Regierung weiterentwickelte, sind inzwischen Makulatur geworden. Das Projekt scheiterte vor allem an seinen unschweizerisch grossen Dimensionen. Neben den drei Kleinstädten Aarau, Olten und Zofingen hätten mit einem Schlag 18 Solothurner und 15 Aargauer Gemeinden fusioniert werden sollen.
Ganz begraben wurde die Idee jedoch nie. Das inzwischen in Netzstadt AareLand umgetaufte Projekt hat aber deutlich kleinere Ambitionen. An Stelle einer Fusion steht heute die Koordination in verkehrstechnischen, städtebaulichen, kulturellen oder touristischen Fragen im Vordergrund.