Mode als reich gedeckter Tisch: Mit Motiven aus der Küche hat Bertrand Guyon, Chefdesigner des Modehauses Elsa Schiaparelli, in Paris seine Haute-Couture-Kollektion für Frühjahr/Sommer 2016 präsentiert.
Die Gäste sassen am Montag neben hohen weissen Regalen, gefüllt mit rustikal angehauchtem Tischgeschirr. Die vorgeführten Kleider trugen Teller, Früchte und Tassen als Muster. Aber auch Schmetterlinge, Hummer und Herzen – Guyon griff dabei surrealistische Motive der Modehausgründerin Elsa Schiaparelli (1890-1973) auf.
Was schrill klingt, erwies sich als klasse Idee: Die Entwürfe waren fein gearbeitet mit perfekt aneinandergesetzten Stofflagen in Patchwork-Technik aus wunderbaren Materialien. Seide und rohes Leinen glänzten durch einen goldigen Schimmer.
Über einem auf ein langes Abendkleid gewürfelten Frühstücksgeschirr breitete sich eine Lage Chiffon. Andere Entwürfe lehnten sich an eine «Küchentuch»-Optik an. Auch hier machte die Verarbeitung die Roben jedoch abendtauglich.
Die Designerin Donatella Versace (60) hatte bereits am Sonntagabend zur Eröffnung der Schauen der Hohen Schneiderkunst allerlei Kurven gezeigt. Die Italienerin schickte rasant geschnittene Entwürfe in Sanduhr-Silhouette über den Laufsteg.
Um Kleider und Jacken wanden sich Bänder, Drapierungen, aufgestickte wellenförmige Linien und Gurte. Viele Kleider waren sehr kurz und wirkten durch auffallende Leuchtfarben – kontrastiert zu Schwarz oder Weiss – als Hingucker. Sportivere Entwürfe wie weisse Anzüge mit Steghosen und neongelben Gürteln erschienen den Trägerinnen wie auf die Figur gegossen.
Versace wollte offenkundig den weiblichen Körper zelebrieren und hatte statt dünner Magermodels auch einige Mannequins mit betont runden Formen angeheuert. Die Schauen dauern noch bis zum kommenden Mittwoch (27.1.), die Messe schliesst am Donnerstag.