Nur wenige haben das deutsche Radio und Fernsehen der Nachkriegszeit so stark geprägt wie der Engländer Chris Howland. Jetzt ist «Mr. Pumpernickel» im Alter von 85 Jahren gestorben.
Der Fernseh-Unterhalter und Schlagersänger starb in der Nacht zum Samstag im Alter von 85 Jahren in Rösrath bei Köln. Sein Haussender, der Westdeutsche Rundfunk, verbreitete am Montag die traurige Nachricht.
Den grössten Erfolg feierte Howland in den 1960er Jahren – mit der Schlagershow «Musik aus Studio B» und der Fernsehsendung «Vorsicht Kamera». In den 1980er Jahren führte der Entertainer durch die ARD-Show «Souvenirs, Souvenirs» mit Rückblicken auf Fernseh-Highlights vergangener Tage. Auch in den ZDF-Sendungen «Traumschiff» und «Unser Charly» hatte er Gastauftritte.
«Der Begriff ‚Legende‘ wird oft und viel zu häufig benutzt, doch Chris Howland war wirklich eine», sagte WDR-Intendant Tom Buhrow. Howland war auch als Schlagersänger und Schauspieler – etwa als Lord Tuff-Tuff in «Winnetou» – erfolgreich. Das Kinopublikum der 60er Jahre kannte ihn aus Edgar-Wallace- und Karl-May-Filmen, wo er stets in der Rolle des komischen Engländers auftrat.
Seiner Zeit voraus
Die Karriere des gebürtigen Londoners begann im Jahr 1946 beim Hörfunk. Im besetzten Hamburg erhielt er einen Sprecher-Job beim Radiosender der britischen Armee. Bald hatte er auch eine grosse Anhängerschaft in der deutschen Bevölkerung.
So bekam er eine eigene Sendung beim damaligen Nordwestdeutschen Rundfunk (NWDR). «Unzählige Deutsche haben durch ihn in den 1950er Jahren die neuen Hits aus der internationalen Musikszene kennengelernt», sagte Tom Buhrow.
Aus dieser Anfangszeit stammt auch sein Spitzname «Heinrich Pumpernickel». Zu dessen Zustandekommen erzählte Howland der Nachrichtenagentur dpa noch vor fünf Monaten, er habe in einer Radiosendung beim WDR in Köln einen muffeligen Techniker zum Lachen bringen wollen und sich deshalb einfach mit «Heinrich Pumpernickel» vorgestellt.
Das Wort «Pumpernickel» fand er als Engländer besonders komisch. «Ich wollte ihn zum Lachen bringen. Das habe ich nicht geschafft. Aber Tausende haben danach Briefe geschrieben.»
Howlands «Vorsicht Kamera» (1961-1963) wurde damals auf Druck von Vizekanzler Erich Mende (FDP) eingestellt. Mende fand, dass die Streiche mit versteckter Kamera die Privatsphäre verletzten. Viele Jahre später entschuldigte sich der Politiker dafür in einer Live-Sendung und gab zu, Howland sei seiner Zeit damals voraus gewesen.