Zwischen der rechtsextremen deutschen Gruppierung NSU und dem Fall einer getöteten Neunjährigen gibt es möglicherweise eine Verbindung. Bei der kürzlich gefundenen Leiche des 2001 getöteten Mädchens fanden Ermittler DNA-Spuren eines NSU-Mitglieds.
Wie Oberstaatsanwalt Harald Potzel am Donnerstagabend in Bayreuth mitteilte, sind am Fundort der Leiche des Mädchens Peggy an einem Gegenstand DNA-Spuren des mutmasslichen NSU-Terroristen Uwe Böhnhardt gefunden worden. Die Spur sei eine von «zahlreichen Spurenträgern» im Rahmen der Suche am Fundort der Leiche, hiess es.
Der Bayerische Rundfunk berichtete unter Berufung auf Polizeikreise, dass es sich um ein Stück Stoff von der Grösse eines Fingernagels handle. Demnach war am Nachmittag nach einem Abgleich von Datenbanken durch die Rechtsmedizin ein entsprechender Treffer gemeldet worden.
Ob Böhnhardt etwas mit dem Tod des Mädchens zu tun hat, sei nun Gegenstand der Ermittlungen, die noch «ganz am Anfang» stünden, erklärten die Behörden weiter.
Soll Hinweise gegeben haben
Die «Passauer Neue Presse» vom Freitag zitierte Sicherheitskreise mit den Worten, ein Zusammenhang mit Böhnhardt würde «zu bislang unsubstantiierten Hinweisen früherer Jahre eventuell passen». Gegen ihn hatte es bereits in der Vergangenheit Vorwürfe in Zusammenhang mit einem getöteten Jungen gegeben.
Peggy war 2001 in Oberfranken auf dem Heimweg von der Schule verschwunden. Erst im vergangenen Juli wurde in einem Waldstück in Thüringen ein Skelett gefunden, das Ermittler ihr eindeutig zuordneten.
Der Nationalsozialistische Untergrund (NSU) wird für eine Mordserie mit zehn Toten verantwortlich gemacht, ausserdem für zwei Bombenanschläge. Die Opfer waren zum allergrössten Teil Migranten. Neben Böhnhardt gehörten dem NSU Uwe Mundlos sowie Beate Zschäpe an, die derzeit in München vor Gericht steht.
2011 hatte Mundlos, als die Polizei dem Trio auf der Spur war, nach dem bisherigen Ermittlungsstand in Eisenach offenbar Böhnhardt erschossen und sich dann selbst getötet. Über mögliche Zusammenhänge zwischen dem NSU und dem Mordfall Peggy war bisher nichts bekannt.
Zschäpe soll sich äussern
Der Rechtsanwalt Mehmet Daimagüler, Vertreter der Nebenklage im NSU-Prozess, forderte Zschäpe dazu auf, in dem Verfahren auch zum Fall Peggy auszusagen. «Ich bin einigermassen schockiert», sagte er dem «Kölner Stadt-Anzeiger» vom Freitag.
Es habe im NSU-Umfeld allerdings «durchaus» schon Menschen gegeben, «die im Bereich des Kindesmissbrauchs auffällig wurden». Er würde sich wünschen, dass Zschäpe auch in diesem Fall an der Aufklärung mitwirke und «auspackt, was sie dazu weiss».