Der mutmassliche Mörder des tunesischen Oppositionspolitikers Chokri Belaïd ist identifiziert, aber weiter auf der Flucht. Das tunesische Innenministerium dementierte am Dienstag Berichte über die Festnahme des Haupttäters.
Bei drei in Untersuchungshaft sitzenden Verdächtigen handelt es sich demnach nur um mutmassliche Komplizen des Mörders. Sie werden der Salafisten-Bewegung zugerechnet, die als Sammelbecken für gewaltbereite Islamisten gilt.
Einer der Festgenommenen im Alter zwischen 24 und 34 Jahren soll sich auf eine Fatwa – ein islamisches Rechtsgutachten – über Belaïd berufen haben. Dieses spricht sich offensichtlich für die Tötung Belaïds aus.
Der 48-jährige Anwalt war ein scharfer Kritiker der in Tunesien regierenden Islamistenpartei Ennahda und hatte die Trennung von Staat und Religion verteidigt. Er wurde vor drei Wochen vor seinem Haus erschossen.
Die Beisetzung Belaïds hatte sich zu einer grossen Demonstration entwickelt, an der nach Angaben des Innenministeriums 1,4 Millionen Menschen teilnahmen und gegen die regierende Partei Ennahda protestierten.
Anschliessend war Ministerpräsident Hamadi Jebali mit dem Plan einer Regierung aus parteiunabhängigen Experten gescheitert und zurückgetreten. Nun ist Innenminister Ali Larayedh mit der Regierungsbildung beauftragt.