Mondelez fordert Nestlé bei Kaffeekapsel-Geschäft heraus

Im Kampf um den lukrativen Markt für Kaffeekapseln rüstet die Konkurrenz des Nahrungsmittelmultis Nestlé weiter auf. Der US-Rivale Mondelez will Mitte Jahr in Europa mit dem Verkauf von Kaffeekapseln für Nespresso-Maschinen starten.

Nespresso-Maschinen-Besitzer haben bald eine weitere Alternative (Bild: sda)

Im Kampf um den lukrativen Markt für Kaffeekapseln rüstet die Konkurrenz des Nahrungsmittelmultis Nestlé weiter auf. Der US-Rivale Mondelez will Mitte Jahr in Europa mit dem Verkauf von Kaffeekapseln für Nespresso-Maschinen starten.

Zudem baut die Migros-Tochter Delica den Produktionsstandort Birsfelden BL aus. Weltweit wurden 2012 nach Angaben des Marktbeobachters Euromonitor mit Kaffeekapseln 8 Mrd. Dollar Umsatz erzielt, wobei mit 5,1 Mrd. das Gros auf Westeuropa entfiel. Das Geschäft mit portioniertem Kaffee boomt und Nespresso hat sich zu einer der erfolgreichsten Nestlé-Marken entwickelt. Der Lebensmittelmulti erzielte mit den von Hollywood-Schauspieler George Clooney beworbenen Kapseln im vergangenen Jahr 4,4 Mrd. Fr. Umsatz.

Neuer US-Konkurrent

Nun fordert auch der US-Rivale Mondelez Nestlé heraus: In der zweiten Jahreshälfte will das nach eigenen Angaben weltweit zweitgrösste Kaffee-Unternehmen in der Schweiz, in Deutschland, Frankreich und Österreich für das Nespresso-System kompatible Kaffeekapseln lancieren.

Das Geschäft mit portioniertem Kaffee verzeichnete in Westeuropa in den vergangenen Jahren Wachstumsraten von nahezu 20 Prozent und könnte 2016 ein Drittel des Kaffee-Marktes ausmachen, erklärte Roland Weening, Marketingchef für Kaffee bei Mondelez.

Starke Stellung von Migros

Erfolgreich im Geschäft mit Nespresso-kompatiblen Kapseln der Marke «Café Royal» ist die Migros-Tochter Delica. Sie hat nach eigenen Angaben inzwischen in der Schweiz einen Marktanteil von 51 Prozent und ist damit Marktführerin. Im vergangenen Jahr generierten die von Delica hergestellten und vertriebenen Kaffeeprodukte einen Umsatz von rund 150 Mio. Franken, wie das Unternehmen am Dienstag bekannt gab.

Dank des stabilen Wachstums beim geschlossenen Migros-eigenen System Delizio und «Café Royal» konnten in Birsfelden BL rund 20 neue Arbeitsplätze geschaffen werden. Insgesamt beschäftigt die zweitgrösste Kaffeerösterei der Schweiz heute 295 Mitarbeitende.

Nespresso zählt in der Schweiz rund 2000 Beschäftigte und macht keine Angaben zum Umsatz mit den Kapseln hierzulande, wie es auf Anfrage hiess.

Gemäss Mitteilung verfügt der zur Migros gehörende Discounter Denner über einen Marktanteil von 39 Prozent bei den kompatiblen Kapseln.

Trotz des erfolgreichen Starts stellten die Verantwortlichen von Delica fest, dass die Stellung des Marktführers Nestlé praktisch unangreifbar sei. Mit eigenen geschlossenen Systemen könne man mit der starken Position der Marke Nespresso im Kaffeekapselmarkt nicht mithalten.

Das Migros-eigene System Delizio hat laut Mitteilung im vergangenen Jahr mit einem Umsatzplus von 7 Prozent über 100’000 Maschinen abgesetzt. Das Wachstum bei den Kapseln «Café Royal» habe damit Delizio nicht geschwächt.

Mit Maschinen würden heute kein Gewinne gemacht, schreibt Migros. Die Anschaffung einer Kapselmaschine sorge aber für Kundentreue durch den Kapselkonsum. Für die nächsten Jahre wird mit einem anhaltenden Umsatzwachstum im Kapselmarkt gerechnet.

Auch Mondelez verfügt über ein eigenes Kapselsystem. Mit Tassimo können neben Kaffee auch Tee und Schokolade-Heissgetränke zubereitet werden.

Wettbewerb tobt

Der Wettbewerb in der Kaffeebranche tobt seit längerem. Gegen Unternehmen wie Ethical Coffee und Denner, die billigere Konkurrenz-Kapseln für das Nespresso-System auf den Markt brachten, ging Nestlé in der Vergangenheit gerichtlich vor – bisher allerdings ohne Erfolg.

Vergangene Woche kündigten Tchibo und der italienische Kaffeemaschinenhersteller Saeco an, künftig gemeinsam Maschinen für Kaffeekapseln verkaufen und Nespresso stärker Konkurrenz machen zu wollen.

Nestlé lässt derzeit für seine anderen Kaffeekapseln der Marke «Dolce Gusto» für 220 Mio. Euro ein neues Werk in Schwerin bauen, in dem ab 2014 jährlich zwei Milliarden Kapseln hergestellt werden sollen.

Mitte April hatte zudem die deutsche Milliardärsfamilie Reimann den 7,5 Mrd. Euro schweren niederländischen Kaffeepad-Hersteller D.E. Master Blenders geschluckt, zu dem Marken wie Senseo-Kaffeepads und Pickwick Tee gehören.

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