Sich im Kino zu gruseln, das ist schon lange beliebt. Die Monster, die uns dabei Angst einflössen, wandeln sich. Oder auch nicht. Anlässlich unserer Monster-Woche stellen wir 7 wichtige vor.
Godzilla, der zum 30. Mal auf der Leinwand durch eine Grossstadt stampft, gehört zu den bekanntesten Monstern der Filmgeschichte. Ebenso legendär ist die Figur Alien, dessen Schöpfer H.R. Giger gerade verstorben ist. Wer es sonst noch aus dem Gruselkabinett Hollywoods auf die grössten Leinwände geschafft hat – die Liste der 7 Unvergesslichen:
1. «Alien»
Das Debut des Weltraummonsters im Film von Ridley Scott hat nicht nur im Kino, sondern auch im Sprach- und Bildgebrauch Massstäbe gesetzt: Seither hat sich der Begriff des Alien, im ursprünglichen Wortsinn ein Fremder, Ausländer, als Synonym für Ausserirdische eingebürgert – von Spielbergs «Extraterrestrials» spricht keiner mehr. Ebenso hat H.R. Gigers Kreation des reptilartigen Humanoiden mit verlängertem Hinterkopf das Bild des Monsters jenseits der Sterne im Massenbewusstsein gefestigt. «Alien» gilt als erster Actionfilm mit einer Frau in der Hauptrolle (Sigourney Weaver) und hat das Science-Fiction-Genre anspruchsvoll über die Weltraumschlacht hinaus erweitert: atmosphärisch gehört er in den Bereich des Horror und des Thrillers. Das offene Ende bot Fortsetzungen nahezu an, die im Unterschied zu anderen Filmreihen nicht abfielen. Verantwortlich dafür waren Regisseure, die Scotts Arbeit nicht kopierten, sondern zu erweitern vermochten: James Cameron, David Fincher, Jean-Pierre Jeunet.
2. «Godzilla»
Er ist gewachsen in den letzten 60 Jahren. Das Echsenmonster, das Millionen von Jahren unter Wasser verbracht hat, bis es durch japanische Atomversuche aufgeschreckt wurde und im Gegenzug Tokio zerstörte, wurde in seinem ersten Film 1954 noch von einem Schauspieler in Kostüm gespielt. In den folgenden 27 Fortsetzungen der japanischen Monsterfilmindustrie wandelte sich Godzilla vom Zerstörer zum Beschützer Japans, der das Inselreich gegen übergrosse Motten oder Krebse verteidigte. In seinem zweiten, nun anstehenden Hollywood-Auftritt ist Godzilla mittlerweile über 110 Meter gross und überragt damit die Wolkenkratzer, sonst weist der Film aber deutlich auf die Anfänge der Serie von 1954 hin: Auch 2014 bilden die Verheerungen der atomaren Technik den Rahmen der Geschichte.
3. «King Kong»
Auch gegen den Riesenaffen hat Godzilla einst gekämpft. King Kongs Ursprünge liegen jedoch nicht in Japan, sondern in Hollywood: der gigantische Gorilla, der auf Skull Island gefangen und als Theaterattraktion nach New York verschleppt wird, hat eine der ikonischsten Szenen des Kinos geschaffen: die weisse Frau in der Hand des Affen. «King Kong» setzte 1933 derart bedeutende Massstäbe in der Filmtechnik, dass sich auch Peter Jacksons erfolgreiches Remake 2005 deutlich eher als Hommage denn als Neuinterpretation verstand, vom Eingeborenenstamm zu den Dinosauriern, von der Gestaltung Skull Islands bis zum Kampf mit den Flugzeugen auf dem Empire State Building. Und auch im Rollenspiel: Naomi Watts spielte die weisse Frau in Anlehnung an die Originaldarstellerin Fay Wray – und das hiess vor allem: schreien.
4. «Frankenstein»
Wer hat’s erfunden? Ein Schweizer. Der Genfer Naturwissenschaftler – und begeisterte Alchimist – Viktor Frankenstein erkannte in seinen Studien, wie man aus toter Materie Leben kreiert und schuf danach einen missglückten künstlichen Menschen, der ihm nicht nur seinen Bruder und seine Frau entreissen sollte, sondern auch seinen Namen: «Frankenstein» meint seit der erfolgreichen Verfilmung aus dem Jahr 1931 mit Boris Karloff in der Hauptrolle weniger den Schöpfer als vielmehr sein Geschöpf. Frankensteins Monster ist, zusammen mit Graf Dracula, die wohl bekannteste Figur der Horrorliteratur. Mary Shelley, die Autorin der Romanvorlage, hatte allerdings kein wütendes Monster im Sinn, sondern ein missglücktes Geschöpf, das einem Kind gleich die Welt entdeckt, von der Gesellschaft wegen seines Aussehens zurückgestossen wird und aus Zorn und Enttäuschung zur Bestie wird. Die Ähnlichkeiten zu Bram Stoker («Dracula») sind deutlich: beide hatten mit ihren Briefromanen aus dem 19. Jahrhundert weniger den Horror als vielmehr eine verschachtelte Gesellschafts- und Moralkritik im Sinn, und beider Geschöpfe wurden durchs Kino jahrzehntelang als Gruselpersonal des B-Movies banalisiert, bevor sie in den 1990er-Jahren durch Francis Ford Coppola für die grosse Leinwand rehabilitiert wurden: Für «Bram Stoker’s Dracula» führte er selbst Regie, zwei Jahre später produzierte er «Mary Shelley’s Frankenstein» von Kenneth Branagh.
5. «Tarantula»
In den 1950er-Jahren begann die Ära der hintergründigen B-Movies: auf den ersten Blick simpler Trash, in dem neue Filmtechniken, Requisiten und Narrationen ausprobiert werden konnten, im Unterholz der meist platten Stories wucherten Subversivität und Massenpsychosen. «Tarantula» aus dem Jahr 1955 erzählt eine archetypische Story von einer Spinne, die aus einem Wüstenlabor entflieht, wo wahlweise mit Genmanipulation, Radioaktivität oder anderen bedrohlichen neuen Technologien experimentiert wird. Das Vieh, zu gigantischer Grösse gewachsen («Crawling Terror 100 Feet High!») terrorisiert Farmen und Kleinstädte, verschlingt Pferde und Menschen, bis es im Brandregen von Napalmbomben zugrunde geht. Eine Horrorgeschichte, die unterschwellig vom Vernichtungswahn des noch nahen Zweiten Weltkrieg und der atomaren Bedrohung erzählt.
6. «Das Ding aus einer anderen Welt»
Im ewigen Eis liegt ein ausserirdisches Wesen, das mit einem Ufo abgestürzt ist. Als Forscher «das Ding» freilegen, entdecken sie, dass es sich um eine pflanzliche Lebensform handelt und erhoffen sich, von seinem Wissen zu lernen. Es sollte anders kommen: das Wesen braucht Blut, um seinen Nachwuchs zu züchten, macht sich über die Schlittenhunde und schliesslich die Menschen her. Eine klassischer Überlebenskampf zwischen Mensch und Kreatur setzt ein, allerdings hat Howard Hawks‘ Film mehr zu bieten: im Zentrum des Films stehen die zwischenmenschlichen Interessenkonflikte zwischen den erkenntnisbegierigen Forschern, der sich um die Sicherheit sorgenden Militärs und einem Reporter, der eine Story wittert. Diese Konflikte nutzt «das Ding» geschickt aus, so dass der Film aus dem Jahr 1951, auch dank des wohldosierten Humors und der bedachten Charaktergestaltung, als Horrorklassiker gilt. 1982 verfilmte John Carpenter ein Remake, das sich zwar enger an der literarischen Vorlage orientierte, jedoch stärker auf die technischen fortgeschrittenen Schockeffekte des Horrorgenres (und insbesondere des Splatterfilms) setzte.
7. «Monsters, Inc.»
Wenn die Studios Disney und Pixar Monster erschaffen, mögen sie auch die Kinder: In der Stadt Monstropolis arbeitet die «Monsters, Inc.» an ihrem Auftrag, durch ihre Angestellten Kindern Schrecken einzujagen, um deren Schreckensschreie als Energierohstoff zu nutzen. Zur «Inc.» gehören Sulley (ein blau befellter Hüne) und Mike (ein grüner Augapfel auf Beinen), die einmal aus Versehen ein Mädchen nach Monstropolis zurückbringen. Beim Versuch, es unerkannt zurück ins Kinderzimmer zu schaffen, decken sie nebenbei eine Verschwörung in der «Inc.» auf, in deren Folge das Unternehmen reorganisiert wird und fortan ihren Energiegewinn aus Kinderlachern bezieht.
«Monsters, Inc.» erschien 2001 und damit im selben Jahr, in dem das Konkurrenzstudio Dreamworks den computeranimierten Zeichentrickhelden «Shrek» lancierte. Das Prinzip war ein ähnliches – eine Gestalt aus der Monsterecke, die zum liebenswürdigen Helden umgedreht wird. An den Kinokassen hatte Monstropolis die Nase vorn, «Shrek» jedoch wurde zur erfolgreichen Franchise, dem drei Fortsetzungen, ein weihnächtlicher Kurzfilm sowie der Spin-Off «Der Gestiefelte Kater» folgen sollten.