Der Kleinstaat Montenegro ist neues Mitglied der NATO. Bei einer Zeremonie am Montag in Washington hinterlegte die Regierung des Balkanlandes die Beitrittsdokumente.
Mit der damit offiziell vollzogenen Aufnahme von Montenegro als 29. Mitgliedstaat setzt sich die NATO über die heftigen Proteste Moskaus hinweg. Russland betrachtete den aus dem ehemaligen Jugoslawien hervorgegangenen Staat über Jahre hinweg als Teil seiner Einflusssphäre.
Die Beitrittszeremonie fand in Washington statt, da die US-Regierung als Hüterin des Nordatlantikvertrags fungiert. Dabei handelt es sich um den Gründungsvertrag der NATO, der am 4. April 1949 in der US-Hauptstadt unterschrieben worden war.
Montenegro erlangte erst vor elf Jahren seine Unabhängigkeit. Nach der Auflösung Jugoslawiens war der Kleinstaat mit heute gerade einmal 620’000 Einwohnern zunächst mit Serbien staatlich zusammengeschlossen.
Während der eher nüchternen NATO-Beitrittszeremonie im US-Aussenministerium erinnerte der montenigrinische Regierungschef Dusko Markovic an die Jahre, in denen sein Land stark unter russischem Einfluss stand. «Wir feiern heute die Tatsache, dass es uns nie wieder passieren wird, dass jemand anderes an unserer Stelle (…) und hinter unserem Rücken entscheidet, wie das in der Vergangenheit der Fall war», sagte er.
Stoltenberg: Gut für Stabilität
NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg bezeichnete den Beitritt Montenegros als positiv für die Stabilität des westlichen Balkans: «Und er ist gut für den internationalen Frieden und die internationale Sicherheit», fügte er hinzu.
Moskau warnte hingegen im Vorfeld von Montenegros NATO-Aufnahme, dass die über die Jahre hinweg ständig fortgeschrittene Ausweitung der Allianz auf ehemals kommunistische Staaten in Osteuropa eine Sicherheitsbedrohung für Russland darstelle.
Die Aufnahme des neuen Mitglieds erfolgt zu einer Zeit, in der die NATO in turbulentem Fahrwasser steckt. Das Vertrauen vieler NATO-Partner in die traditionelle Führungsrolle der USA innerhalb der Allianz hat Risse bekommen.
Diese Sorgen wurden zuletzt dadurch verstärkt, dass es US-Präsident Donald Trump beim NATO-Gipfel im Mai unterliess, sich zu Artikel 5 des Nordatlantikvertrags zu bekennen. Darin verpflichten sich die Mitgliedstaaten, einem NATO-Verbündeten militärisch beizustehen, sollte dieser zum Ziel eines bewaffneten Angriffs geworden sein.