Moody’s hat zu einem Rundumschlag gegen die halbe Finanzindustrie ausgeholt und am Mittwochabend unzählige Banken unter Beobachtung gestellt. Am Donnerstag nahm die US-Ratingagentur dann zusätzlich die Versicherungsbranche ins Visier.
Konkret wird Moody’s die Kreditwürdigkeit von weit mehr als 100 Banken überprüfen. Dabei handelt es sich vor allem um europäische Institute wie die Deutsche Bank und die britische HSBC, aber auch die UBS und Credit Suisse.
Als Grund für die Überprüfung nennt Moody’s die sich verändernden Herausforderungen an die Banken, die bisher nicht ausreichend in der Bewertung berücksichtigt seien. Dazu zählt die Ratingagentur schwierigere Finanzierungskonditionen, weiter auseinanderdriftende Renditeaufschläge, steigende regulatorische Belastungen und ein schwierigeres Geschäftsumfeld aufgrund der Schuldenkrise.
Neben den europäischen Banken gehören aber auch mehrere bedeutende US-amerikanische Finanzinstitute zu den Kandidaten für eine mögliche Herabstufung des Ratings, darunter JPMorgan Chase, die Citigroup und Goldman Sachs. Als Grund für die geballte Aktion nannte Moody’s die kurz- und langfristigen Auswirkungen der Schuldenkrise sowie die sich allgemein verändernden Finanzmärkte.
Der kritische Blick auf viele Versicherungsgesellschaften – allen voran auf die italienische Gnenerali-Gruppe – wird ebenfalls mit der europäischen Staatsschuldenkrise begründet. Die Versicherer sind direkt mit den Folgen der Krisen konfrontiert, die diese für ihr Geschäft und insbesondere ihre Geldanlagen haben. Zudem hat die Assuranzbranche viel Geld bei den Banken angelegt, die ihrerseits viel Geld in europäische Staatsanleihen investiert haben.
Erst am Montag hatte Moody’s sechs Eurostaaten herabgestuft sowie die Topnoten von Frankreich, Grossbritannien und Österreich infrage gestellt. Eine schlechtere Kreditwürdigkeit bedeutet dabei in der Regel, dass die Aufnahme von frischem Geld teurer und schwieriger wird.