Moor hat seine Schuldigkeit getan

Blick hat seine Schlagzeile. Moor hat seine Aufmerksamkeit. Wir unsere Verblüffung. Glauben wir dem kostenlosen «Blick», soll der Schweizer Fernseh-Talker Dieter Moor gesagt haben „Schweizer sind einfach Idioten!“ Er, der selber einer ist, will aber keiner mehr sein. Seinen Schweizer-Pass will er schon einmal abgeben. Austreten macht bei voller Blase Sinn. Aber bei vollem Verstand? […]

Rindviech mit Dieter Moor

Blick hat seine Schlagzeile. Moor hat seine Aufmerksamkeit. Wir unsere Verblüffung. Glauben wir dem kostenlosen «Blick», soll der Schweizer Fernseh-Talker Dieter Moor gesagt haben „Schweizer sind einfach Idioten!“ Er, der selber einer ist, will aber keiner mehr sein. Seinen Schweizer-Pass will er schon einmal abgeben. Austreten macht bei voller Blase Sinn. Aber bei vollem Verstand?

Glauben wir dem kostenlosen «Blick», soll der Schweizer Fernseh-Talker Dieter Moor gesagt haben „Schweizer sind einfach Idioten!“ Er, der selber einer ist, will aber keiner mehr sein. Seinen Schweizer-Pass will er schon einmal abgeben. Austreten macht bei voller Blase Sinn. Aber bei vollem Verstand?

Die – nüchtern betrachtet – betrunken wirkende Moor-Behauptung bringt trotzdem viele ins Grübeln. Meint er alle Einwohner des Landes? Nein. Moor wollte sich sicher nicht des Rassismus verdächtig machen. Also wird er nicht die ausländischen Einwohner und -wanderer damit beschimpft haben wollen. Bleiben noch 79 % Einheimische, und zieht man hiervon die Frauen ab, die ja keine Schweizer sind, sondern Schweizerinnen, bleiben doch stattliche 39,31%, wovon noch die Sans Papiers abgehen, die statistisch nirgendwo erfasst sind, aber die es halt doch gibt. 39 % Idioten ist ein hoher Anteil, für ein Volk, das Rivella grün, die flachste Uhr der Welt und Ricola erfunden hat, und seit Jahren das Geheimnis seiner Banken ebenso niemandem verrät, wie das Geheimnis der Appenzeller Kräutersülze. Dürfen wir dann wenigstens annehmen, der Zürcher Moor nimmt die Zürcher aus? Ja.

Lassen wir die Zürcher als Idioten weg. Dann bleiben immerhin noch 21 %. Halt, auch die Bauern kann Moor, selber Biobauer im Nebenebenebenebenberuf, ja wohl nicht gemeint haben. Blieben also doch 18,5 %, etwas mehr als alle Aargauer. Oder etwas weniger als die durchschnittliche helvetische Wählerschaft, die an der Urne stimmt. Zählt man jetzt noch die Jugendlichen unter dreissig, denen wir ja eine gewisse naturgegeben ungestüme Idiotie gestatten wollen, ab, und auch alle gewaltbereiten Neonazis, die ja eh von Deutschen inspiriert sind, dann bleiben eigentlich nur noch 1,9 % übrig, von denen wir noch jene ausnehmen müssen, bei denen wir Nachsicht walten lassen, auch wenn sie gern Ansichten aus dem letzten Jahrtausend verfechten: die über Achtzigjährigen.

Was bleibt? In der Tat ein einziges Prozent. Aber jenes eine Prozent, das etwa über 93% des Volksvermögens besitzt, ist nicht so idiotisch, Vermögensmasse als Grundeinkommen für die restlichen 99% zu spenden, nein – es kommt also für Moors Beschimpfung auch nicht in Frage. Bleibt am Schluss von allen, allen Schweizern nur noch — einer. Ein einziger, bei dem wir überzeugt rufen können: Ihn meinte er! Über diesen Einen fallen nun alle her, weil er keiner mehr sein will wie alle. Und plötzlich stimmt es halt doch, was wir dem «Blick» kostenlos glauben.

 

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