Der mutmassliche Todesschütze einer Wahlparty in der kanadischen Provinz Québec ist wegen Mordes angeklagt worden. Der 61-Jährige erschien in einem Gericht in Montréal.
Dort wurden ihm 16 Anklagepunkte vorgetragen, darunter vorsätzlicher Mord sowie in drei Fällen versuchter Mord. Dem Angeklagten wird vorgeworfen, am Dienstag nach der Parlamentswahl in Québec während der Rede der Wahlsiegerin Pauline Marois von der nach Unabhängigkeit strebenden Parti Québécois (PQ) in Montréal das Feuer eröffnet und einen Menschen getötet zu haben.
Die Vorwürfe des versuchten Mordes beziehen sich laut Staatsanwältin Eliane Perreault auf den Polizisten, den den mutmasslichen Todesschützen festnahm und auf den der Festgenommene die Waffe gerichtet haben soll, sowie auf zwei weitere Menschen, von denen einer verletzt wurde.
Weder die Staatsanwaltschaft, noch die Verteidigung beantragten bislang ein psychologisches Gutachten über den mutmasslichen Täter. Die nächste gerichtliche Anhörung soll am 11. Oktober stattfinden.
Angst vor Unabhängigkeit?
Der englischsprachige Verdächtige war kurz nach den tödlichen Schüssen in der Nähe der Veranstaltungshalle festgenommen worden. Dabei schrie er auf Französisch mit englischem Akzent: „Die Engländer wachen auf.“
Offenbar stand das Attentat in Verbindung mit Ängsten der englischsprachigen Minderheit der Provinz Québec, dass sich diese von Kanada lossagen könnte. Bei der Parlamentswahl hatte die linksgerichtete Parti Québecois mit einem knappen Vorsprung gegen die Liberalen von Amtsinhaber Jean Charest gesiegt.
Der kanadische Premierminister Stephen Harper sagte, der knappe Wahlsieg gebe der PQ „keinerlei Mandat“, um die Unabhängigkeit der frankophonen Provinz voranzutreiben. Zwar sei ersichtlich, dass die Bürger für den Wandel gestimmt hätten, sagte der liberale Politiker bei einer im Fernsehen übertragenen Konferenz in Vancouver.
Gleichwohl sei es „ziemlich klar, dass die Bürger Québecs keinerlei Mandat für die Abspaltung Québecs oder die Teilung des Landes erteilt haben“. Laut Meinungsumfragen ist jeder dritte Bürger Québecs für eine Abspaltung.