Moskau erhebt Anklage gegen Chef von verstorbenem Anwalt Magnitski

Die russische Justiz hat am Donnerstag Anklage gegen den Chef des Investmentfonds Hermitage Capital, William Browder, erhoben. Sie beschuldigt den britischen Staatsbürger des illegalen Kaufs von Aktien des weltgrössten Gaskonzerns Gazprom.

Das Grab des 2009 in Untersuchungshaft verstorbenen russischen Anwalts Sergej Magnitski (Archiv) (Bild: sda)

Die russische Justiz hat am Donnerstag Anklage gegen den Chef des Investmentfonds Hermitage Capital, William Browder, erhoben. Sie beschuldigt den britischen Staatsbürger des illegalen Kaufs von Aktien des weltgrössten Gaskonzerns Gazprom.

Das Innenministerium in Moskau teilte mit, dass es im Zusammenhang mit dem „massiven Betrug“ zudem beabsichtige, einen internationalen Haftbefehl gegen Browder zu erwirken. Dessen Investmentfonds habe mittels auf russische Staatsbürger eingetragenen Strohfirmen unrechtmässig Aktien im Wert von mehr als 53 Millionen Euro erworben.

Browder wird bereits in einem anderen Fall in Abwesenheit der Prozess wegen Steuerhinterziehung gemacht. Dabei geht es um das Verfahren gegen den in russischer Haft verstorbenen Anwalt Sergej Magnitski, der am Montag in Moskau beginnen soll.

Magnitski Familie und sein früherer Auftraggeber, der Investmentfonds Hermitage Capital, halten den Prozess für unzulässig. Verwandte des Verstorbenen und ihre Anwälte weigerten sich mehrmals, an Voranhörungen teilzunehmen.

Tod in U-Haft

Magnitski hatte in Russland für die US-Anwaltsfirma Firestone Duncan gearbeitet und Hermitage Capital beraten. Er war inhaftiert worden, nachdem er einen Korruptionsskandal staatlicher Stellen aufgedeckt hatte. 2008 wurde er wegen Steuerhinterziehung festgenommen. Magnitski starb im November 2009 nach fast einem Jahr in Untersuchungshaft im Alter von 37 Jahren.

Browder weist alle Beschuldigungen zurück. Er bezeichnet sie als Versuch des Kreml zur Durchkreuzung seiner Bemühungen, weltweit Staaten dazu zu bringen, Sanktionen gegen an Magnitski Tod beteiligte russische Beamte zu verhängen. Zum Aktienkauf führte Browder aus, dabei sei alles mit rechten Dingen und mit Zustimmung von Gazprom zugegangen.

Magnitskis Schicksal hatte den US-Kongress im Dezember zu Sanktionen gegen russische Funktionäre veranlasst, die für den Tod des Juristen verantwortlich sein sollen. Das russische Parlament beschloss als Reaktion darauf ein Gesetz zum Verbot von Adoptionen russischer Kinder durch US-Bürger.

Der einzige wegen Magnitski Todes angeklagte Beamte, der damalige Vize-Direktor des Gefängnisses, Dmitri Kratow, wurde Ende Dezember von einem Gericht in Moskau freigesprochen.

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