Nach äusserst starker Vorstellung gewinnt Tom Lüthi in Silverstone den GP von Grossbritannien. Der körperlich nicht fitte Berner, nur von Position 10 gestartet, kann sich den Triumph kaum erklären.
Mit der Nachrichtenagentur sda sprach der Schweizer Moto2-Fahrer Lüthi nach dem Rennen in Silverstone über seinen zwölften GP-Sieg der Karriere, den zweiten in dieser Saison.
Tom Lüthi, wegen einer Gehirnerschütterung verpassten Sie das Rennen in Brünn, zwei Wochen später gewannen Sie in Silverstone. Wie war ein solches Comeback möglich?
Lüthi: «Ich kann es mir selbst fast nicht erklären. Die Zeit nach meiner Rückkehr aus Brünn war hart. Ich hatte noch tagelang grosse Schmerzen und konnte ausser Physiotherapie nichts machen. Von einer guten Vorbereitung für Silverstone konnte keine Rede sein. Doch mein Umfeld unterstützte mich voll und ganz. Sehr viel ist zudem auch eine Einstellungssache und Willensfrage.»
Spürten Sie Ihre in Brünn erlittenen Sturzverletzungen?
«Statt das nächste Rennen in Misano schon am kommenden Sonntag zu fahren, hätte ich gerne einige Tage länger Pause. Ich habe grosse Schmerzen im linken Fuss, der stark geschwollen ist. Auch der Rücken tut mir wieder weh. Aber ich will nicht klagen, auf dem Töff ging es ja zum Glück gut. Nun kehre ich sogar mit einem Sieg nach Hause zurück.»
An den zwei Trainingstagen regnete es immer wieder. Wie fanden Sie und Ihr Team trotzdem zur idealen Fahrwerkeinstellung?
«Die optimale Einstellung fand wohl niemand, auch wir nicht. Dazu konnten wir vor dem Rennen zu wenige Runden im Trockenen fahren.»
Sie fuhren von Startposition zehn zum Sieg. Schildern Sie uns Ihr Rennen.
«Mir gelang ein guter Start und ich machte zwei Positionen gut. Danach merkte ich bald, dass ich schneller fahren konnte als die Fahrer vor mir. Also überholte ich Fahrer um Fahrer, und bald lag Sam (Lowes – der dominierende Fahrer der Trainings) vor mir. Ich packte gleich auch die erste Gelegenheit, um ihn zu überholen. Ich konnte mich danach zwar nicht absetzen, doch ich behielt meinen guten Rhythmus bei. Dass es gegen Rennende hinter mir zu einem Zwischenfall von zwei Konkurrenten (Lowes und Johann Zarco) kam, sah ich auf der Grossleinwand. Für mich änderte dies aber nichts, ich musste trotzdem bis am Schluss die volle Konzentration aufrechterhalten.»
Sie haben sich in der WM-Wertung an die vierte Position verbessert. Zu Titelverteidiger und WM-Leader Zarco fehlen Ihnen statt 75 nur noch 50 Punkte. Wie stufen Sie die Chancen ein?
«Der Rückstand ganz nach vorne ist immer noch gross. An die WM mag ich gar nicht denken. Im Moment zählt nur der Sieg beim Comeback.»