Seit dem 2:1 im Achtelfinal gegen Irland läuft beim EM-Gastgeber Frankreich eine System-Diskussion. Eine Hauptrolle darin spielt Moussa Sissoko, der Mittelfeldspieler von Newcastle United.
Im Scheinwerferlicht steht er selten, die Stars in der «Equipe tricolore» sind andere. Antoine Griezmann, Paul Pogba, Dimitri Payet oder Olivier Giroud, die mit elf Toren den Gastgeber in den EM-Halbfinal geschossen haben, produzierten in den letzten Wochen in erster Linie die Schlagzeilen. Moussa Sissoko hingegen fand in den ersten drei Wochen des Turniers nur geringe Beachtung. Dies hat sich in den letzten Tagen geändert.
Bei der Frage, mit welchem System Didier Deschamps am Donnerstag gegen Weltmeister Deutschland antreten wird – mit einem 4-3-3 oder einem 4-2-3-1 -, spielt Sissoko eine Hauptrolle. Der 26-jährige, 1,87 m grosse Mittelfeldspieler gilt als Liebling des Trainers. Deschamps berief Sissoko zu Beginn seiner Amtszeit 2012 wieder ins Kader, nachdem dieser sein Länderspiel-Debüt im Herbst 2009 gegeben hatte, für die WM 2010 und die EM 2012 aber weder von Raymond Domenech noch von Laurent Blanc berücksichtigt worden war.
Der heutige Sélectionneur schätzt am französisch-malischen Doppelbürger, der nach sechs Jahren bei Toulouse 2013 zu Newcastle gewechselt hatte, die Polyvalenz sowie die Konstanz und Verlässlichkeit. Sissoko gilt als ruhiger, reservierter Zeitgenosse. Auf dem Feld sei er aber «ein Roboter, eine Maschine und der Robusteste von allen», sagte Kollege Blaise Matuidi vor Beginn des Turniers in einem Interview mit der Zeitung «Le Figaro».
Sissoko ist ein seriöser, vielseitiger Arbeiter auf dem Feld, der persönlich am liebsten in einem 4-3-3-System spielt. Bei Frankreich erfüllt er im rechten Couloir in der Defensive seine Pflicht, in der Offensive ist er mit seinem Tempo und der Athletik im Stande, Löcher in die gegnerische Abwehr zu reissen. Er ist zweikampfstark (61,5 Prozent gewonnene Zweikämpfe an der EM), und mit 89 Prozent Passgenauigkeit weist er einen der besten Werte eines Offensivspielers an diesem Turnier auf.
Seinen einzigen Treffer in bislang 42 Länderspielen erzielte Sissoko an der WM 2014 gegen die Schweiz. Beim 5:2 im zweiten Gruppenspiel in Salvador schoss er das zwischenzeitlich 5:0. Auch beim 0:0 gegen die SFV-Auswahl in der EM-Vorrunde stand Sissoko in der Startaufstellung, ebenso beim 5:2 im Viertelfinal gegen Island, als die Franzosen in der ersten Halbzeit die beste Leistung an diesem Turnier ablieferten und Sissoko tadellos spielte.
Dass gerade Pogba seine besten Leistungen zeigte, als Sissoko von Beginn an auf dem Feld stand, ist womöglich kein Zufall. «Wenn ich an seiner Seite spiele, dann hat er mehr Freiheiten nach vorne», sagte Sissoko, der beim Premier-League-Absteiger Newcastle noch einen Vertrag bis 2019 besitzt, den Verein aber verlassen möchte. In der Nationalmannschaft stellt er keine Ansprüche. Egal wie lange oder welche Position er spiele, «was immer der Coach entscheidet, ich passe mich an».
Geht es nach der Statistik, müsste sich Deschamps für einen Einsatz seines «Chouchou» am Donnerstag von Beginn an entscheiden. Mit Sissoko in der Startaufstellung hat Frankreich keines von sechs Wettbewerbsspielen verloren.