MTV Video Music Awards: Beyoncé räumt ab

US-Superstar Beyoncé holte sich mit ihrem Hit «Formation» den Hauptpreis bei der Verleihung der MTV Video Music Awards. Das Musikvideo ist umstritten, die Auszeichnung wohlverdient.

Beyoncé bei einem Konzert in Barcelona Anfang August: Der US-Superstar gewann den Hauptpreis bei den MTV Video Music Awards. (Archivbild) (Bild: sda)

US-Superstar Beyoncé holte sich mit ihrem Hit «Formation» den Hauptpreis bei der Verleihung der MTV Video Music Awards. Das Musikvideo ist umstritten, die Auszeichnung wohlverdient.

«Ich möchte meiner wunderbaren Tochter und meinem unglaublichen Ehemann für ihre Unterstützung danken» – Beyoncés Dankesrede an den MTV Video Music Awards (VMA) in der Nacht auf Montag enthielt das Übliche: Dank an Mann, Kind, Regisseure, Choreografen und Helfer. Eine Sache war jedoch einzigartig: Sie widmete ihren Preis in der Kategorie «Video des Jahres» den Menschen von New Orleans.

Mit gutem Grund: Das Musikvideo zu «Formation» ist eine Hommage an die Stadt in den Südstaaten, die auch nach zehn Jahren Katrina immer noch unter den Folgen des verheerenden Hurrikans leidet, und «a tribute to black power». Im Video versinkt Beyoncé auf einem New Orleans-Polizeiwagen in den Fluten. Dazu singt sie: «My daddy Alabama, Momma Louisiana / You mix that negro with that Creole make a Texas bama». Ihre Tänzerinnen sind in die Uniformen der sozialistischen Black Panthers gehüllt, später ist ein Graffito zu sehen: «Stop shooting us»

Beyoncé als Speerspitze einer starken, schwarzen Bewegung, die für Gleichberechtigung zwischen Hautfarben und Geschlechtern steht?

Nicht ganz. Die Performance der Sängerin löste neben den Begeisterungsstürmen auch Kritik aus. Sie spiele sich als schwarze Heilsbringerin auf, sei nichts weiteres als die Galionsfigur einer Marketingmaschinerie, die sich mit Symbolen schwarzer Revolte die Gunst der schwarzen Communitys holen wolle, meinten Kritiker. 

Aufgeplusterte Reaktionen

Die Kritik ist berechtigt: Die in wohlhabenden Verhältnissen in Texas geborene Beyoncé glättet und blondiert ihr Haar, singt aber gleichzeitig: «I like my baby heir with baby hair and afros». Sie spielt in einer ganz anderen Liga als die Menschen, die ihre Musik vorgibt, erreichen zu wollen. Und ihr Video erscheint zu einer Zeit, wo jede politische Stellungnahme in den Staaten gierig aufgesogen wird, pünktlich zu einem Wahlkampf, in dem verhärtete Fronten um die Aufmerksamkeit der Landesbewohner buhlen. Da wird jede Aussage zur politischen Message, jedes Statement zur Haltung – und jedes Video zum Heilsversprechen oder Werbesklaven. Je nach Auslegung.

Maschinerie hin oder her, Beyoncé bleibt die momentan erfolgreichste Sängerin der Welt. Und nicht nur das, sie transportiert das Bild einer starken schwarzen Frau, die wie keine andere für einen Zeitgeist steht, der den Mund aufmacht: Gegen Sexismus, Rassendiskrimierung, Polizeigewalt. Und dabei immer noch die unehrenhaften Züge jenes Geistes mitschwingen lässt: Selbstdarstellung, Konsumwahn, Scheinheiligkeit. 

Nun hat sie also bei den VMAs abgeräumt, nicht nur für das beste Musikvideo, sondern auch noch für sieben weitere Rubriken. Sie setzte sich damit gegen Adele («Hello»), Justin Bieber («Sorry»), Kanye West («Famous») und Drake («Hotline Bling») durch. 

 

Ein von Beyoncé (@beyonce) gepostetes Foto am28. Aug 2016 um 17:39 Uhr

 

 

Zur Preisverleihung in New York erschien die 34-Jährige in Begleitung ihrer Tochter Blue Ivy und vier Müttern getöteter Afroamerikaner: Michael Brown, Eric Garner, Oscar Grant und Trayvon Martin. Die vier Afroamerikaner waren unter umstrittenen Umständen getötet worden, vor allem durch Polizeigewalt. 

Dabei trug sie ein atemberaubendes Glitzerkleid mit einem Halsteil aus mintfarbenen Federn, die wie Flügel nach hinten abstanden. Ganz Beyoncé halt.

Alle Gewinner im Überblick:

Michael Jackson Video Vanguard Award: Rihanna
Song of Summer: Fifth Harmony ft. Fetty Wap, „All in My Head (Flex)“
Best Hip-Hop Video: Drake, „Hotline Bling“
Best Male Video: Calvin Harris ft. Rihanna, „This Is What You Came For“
Best Collaboration: Fifth Harmony ft. Ty Dolla $ign, „Work From Home“
Best Female Video: Beyoncé, „Hold Up“
Best Pop Video: Beyoncé, „Formation“
Best Rock Video: Twenty One Pilots, „Heathens“
Best Electronic Video: Calvin Harris & Disciples, „How Deep Is Your Love“
Best Art Direction: David Bowie, „Blackstar“
Best Visual Effects: Coldplay, „Up&Up“ (Vania Heymann, Gloria F X)
Best New Artist: DNCE
Video of the Year: Beyoncé, „Formation“
Breakthrough Long Form Video: Beyoncé, „Lemonade“
Best Choreography: Beyoncé, „Formation“ (Chris Grant, Jaquel Knight, Dana Foglia)
Best Direction: Beyoncé, „Formation“ (Melina Matsoukas)
Best Cinematorgraphy: Beyoncé, „Formation“ (Malik Sayeed)
Best Editing: Beyoncé, „Formation“ (Jeff Selis)

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