Nach über drei Jahren neigt sich der Prozess gegen Ägyptens Ex-Staatschef Husni Mubarak dem Ende zu. Erstmals durfte der Langzeitherrscher selbst reden – er nutzte die letzte Bühne als Chance zum Dementi und wies jegliche Schuld am Tod Hunderter Demonstranten zurück.
Er habe niemals den Befehl gegeben, Protestierende zu töten, sagte Mubarak am Mittwoch vor dem Strafgericht in Kairo nach Angaben des Nachrichtenportals Al-Masry al-Youm. Mubarak und seine Söhne Alaa und Gamal sowie weitere Angeklagte müssen sich wegen der Tötung von mehr als 800 Demonstranten bei den Anti-Mubarak-Protesten Anfang 2011 verantworten.
Ein Urteil will das Gericht am 27. September fällen. Zuletzt hatten Mubaraks Verteidiger und die Staatsanwaltschaft ihre Plädoyers gehalten. Nun hatte der Langzeitherrscher erstmals selbst die Chance erhalten, sich vor Gericht zu verteidigen.
Begonnen hatte der Prozess im August 2011. Wegen des schlechten Gesundheitszustands Mubaraks waren die Verhandlungen immer wieder vertagt worden. Nun sagte Mubarak vor Gericht, er habe sein Amt im Februar 2011 aufgegeben, um ein Blutvergiessen zu vermeiden und die Sicherheit des Landes zu bewahren. Er sprach sehr langsam und mit schwacher Stimme.
Damals hatten Demonstranten über Wochen den Tahrirplatz im Herzen Kairos besetzt und den Rücktritt des Präsidenten gefordert. Polizeikräfte und Schlägertrupps waren mehrmals auf die Protestierenden losgegangen, bevor Mubarak am 11. Februar 2011 seinen Rücktritt bekanntgab.
Eine vom Militär eingesetzte Richterkommission ermittelte im Anschluss den Tod von mindestens 846 Menschen. Laut der Kommission war der Schiessbefehl gegen die Demonstranten nur mit Mubaraks Zustimmung möglich.
Ägypten erlebte seitdem weitere Unruhen. Im Juli vergangenen Jahres war der erste frei gewählte Präsident Mohamed Mursi nach mehrwöchigen Protesten der Bevölkerung von der Armee abgesetzt worden. Der damalige Armeechef Abdel Fattah al-Sisi ist neuer Amtsinhaber.