Sechs Verletzte und eine halbe Million Sachschaden: Das ist die Bilanz der Entgleisung eines 10er-Trams in Münchenstein am Mittwochabend. Es sprang aus unbekannten Gründen aus den Schienen und blieb an einer Hauswand stehen. Die Linie bleibt noch Tage unterbrochen.
Zugwagen und Anhänger sprangen um 23.35 Uhr zwischen den Haltestellen Münchenstein Dorf und BBC aus den Schienen, ohne umzukippen. Während der unkontrollierten Weiterfahrt über eine Strasse riss das Tram einen Fahrleitungsmast um, beschädigte ein parkiertes Auto und kam erst an der Fassade eines Doppelhauses zum Stillstand.
Sechs Fahrgäste erlitten Prellungen, Schürfungen und weitere leichte Verletzungen. Sie wurden in Spitäler eingeliefert, wie die Polizei Basel-Landschaft in der Nacht auf Donnerstag mitteilte. Die drei Personen im getroffenen Haus kamen mit dem Schrecken davon. Dessen Gemäuer wurde vom Tramzug nicht substanziell beschädigt.
Nicht zu schnell gefahren
Im Unglückstram befanden sich ungefähr 30 Personen, wie der Direktor der BLT Baselland Transport AG, Andreas Büttiker, am Donnerstag zur Nachrichtenagentur sda sagte. Der Tramführer sei unverletzt geblieben. Er habe sehr gut reagiert und die Passagiere wegen der herumliegenden Fahrleitung vor dem Aussteigen gewarnt.
Das Tram sei an dieser Stelle, wo 60 km/h erlaubt seien, mit Tempo 50 gefahren. Die Unfallursache sei im Bereich der Weiche zu vermuten; es gebe aber noch keine gesicherten Erkenntnisse. Jener Schienenabschnitt sei vor rund drei Jahren erneuert worden und in „bestem Zustand“; es habe dort auch ein Sicherheitssystem.
Eine Untersuchungsperson des Bundes traf laut Büttiker zwei Stunden nach dem Unfall an der Unfallstelle ein und sammelte dort bis fünf Uhr früh Informationen. Der Untersuchungsbericht sei jedoch erst im Januar fertig; dann werde die BLT die Ergebnisse publizieren.
Tramwagen wohl schrottreif
Der Sachschaden am Tramzug, der Umgebung und am Auto belaufe sich insgesamt auf gegen eine halbe Million Franken, sagte Büttiker. Der Grossteil entfällt auf das Rollmaterial: Der Zugwagen, eine rund 35-jährige Niederflur-„Sänfte“, und der rund 40-jährige motorisierte Anhänger seien stark beschädigt – faktisch schrottreif.
Eine Reparatur würde 300’000 bis 400’000 Franken kosten, was sich laut Büttiker wohl kaum mehr lohnt. Der Anhänger wäre planmässig in rund drei Jahren ausgemustert worden, die „Sänfte“ noch etwas länger gefahren – indes zunehmend als Ersatzfahrzeug, weil die BLT gerade eine Flotte neuer Tango-Trams etappenweise in Betrieb nehmen.
Rund 80 Rettungsleute standen im nächtlichen Einsatz. Die Räumung unter anderem mit Hebekranen dürfte aber länger andauern; noch am Donnerstag Mittag wurden Tram-Elemente weggehoben. Erst danach war der Zustand der Schienen zu begutachten. Diese müssen zumindest gerichtet und ein neuer Fahrleitungsmast mit Beton fundiert werden.
Der Trambetrieb auf der BLT-Linie 10 zwischen dem Bahnhof Dornach/Arlesheim und Basel Dreispitz werde wahrscheinlich zwei bis drei Tage unterbrochen bleiben, sagte der BLT-Direktor weiter. So fahren wohl noch mindestens bis Samstag oder Sonntag Ersatzbusse.