Heute Abend (ab 20.15 Uhr) wird im Stade de Tourbillon der erste Teilnehmer am Schweizer Cupfinal ermittelt. Im Duell der Super-League-Teams Sion und Luzern ist kein klarer Favorit auszumachen.
13 Sterne zieren das Kantonswappen. Geht es nach dem Geschmack vieler Walliser, sollen bald 13 Cupfinal-Teilnahmen und 13 Cupsiege zum Palmarès des FC Sion zählen. Für Christian Constantin und seinen Verein steht heute viel auf dem Spiel. Sehr wahrscheinlich bietet sich durch den K.o.-Wettbewerb die letzte Gelegenheit zur Qualifikation für die nächste Europacup-Saison. Der erste Halbfinal wird auf SF2 übertragen. Am kommenden Sonntag, 15. April, machen Winterthur und der FCB aus, wer als zweiter Finalist antreten wird (14.00 Uhr, ebenfalls SF2).
In der Super League müsste Sion auf juristischem Weg etliche Punkte zurückerhalten, um wieder in den Kampf ums internationale Geschäft eingreifen zu können. Es droht immer noch der Gang in die Barrage. Für Constantin wäre es wohl eine besondere Genugtuung, wenn er im kommenden Herbst in der Europa League mitmischen könnte, aus der er vor Monaten verbannt worden ist.
«CC» beim letzten Duell als Chefcoach
Constantin war eine der grossen Figuren gewesen, als Sion und Luzern im April 2009 letztmals im Cup aufeinandertrafen. «CC» unterstützte seine Mannschaft damals als Chefcoach an der Seitenlinie. Kurz zuvor hatte er das Trainer-Duo Barberis/Zermatten gefeuert und Didier Tholot war noch nicht eingesetzt. Das Experiment ging auf. Sion zog in Luzern nach einer turbulenten Schlussphase mit einem Penalty-Sieg in den Final ein.
In den vergangenen Tagen stand in Sitten eine Trainerentlassung nicht zur Debatte. So fest wie Laurent Roussey ist unter Constantin noch selten ein Sion-Coach im Sattel gesessen. Der allmächtige Klub-Präsident schenkt seinem aktuellen Trainer offenbar viel Vertrauen. Sion ist seit sieben Partien ohne Niederlage. Die letzten vier Ernstkämpfe wurden allesamt gewonnen. Am Samstag konnte mit dem 2:1 gegen den FCZ Moral getankt werden. Verteidiger Arnaud Bühler meinte: «Ich bin nun seit 2006 bei Sion und zum ersten Mal spüre ich hier, dass dank erlangter Konstanz eine lange Erfolgsserie möglich wäre.»
Zu euphorisch mochten sich aber die Sion-Profis vor dem Highlight gegen Luzern nicht äussern. Im Wissen, dass man in dieser Meisterschaft die Innerschweizer in drei Anläufen noch nie bezwungen hat. Zweimal gab es ein Unentschieden und Ende September setzte es in der swissporarena eine 0:2-Niederlage ab. Es kündigt sich für heute eine enge Angelegenheit an, zumal sich die beiden Goalies Andris Vanins und David Zibung gegenwärtig in Hochform präsentieren.
Um dem Rummel in der Heimatstadt zu entfliehen, hat Sion wie vor einem Jahr vor dem Cup-Halbfinal gegen Biel ein Kurz-Trainingslager auf der anderen Seite der Grenze eingeschaltet. Die Walliser suchten ihre Ruhe erneut am Südufer des Genfersees im französischen Evian. Trainer Roussey hatte sich am Ostermontag gelassen gegeben. Es gehe gegen Luzern nicht darum, eine ganze Saison zu retten. Dies sei zu drastisch ausgedrückt. Schliesslich sei man in der Europa und der Super League unverschuldet in Rücklage geraten.
«Sion hat mehr Druck und viel zu verlieren»
In Luzern ist in dieser Rückrunde mehr über Personalien diskutiert worden als in Sitten. Trainer Murat Yakin, der sich trotz Rang 2 in der Super League mit Widerständen konfrontiert sieht, wird noch immer als möglicher Sforza-Nachfolger bei den Grasshoppers gehandelt. Goalie-Trainer Stephan Lehmann musste unter Nebengeräuschen seinen Posten räumen. Und die Klub-Führung um Patron Walter Stierli arbeitet an der Installierung eines Sportchefs.
Beim FCL herrschte vor der Reise ins Wallis Zuversicht. Die Aufholjagd gegen den FC Basel vom Samstag, die mit einem Punkt gekrönt worden ist, hat den Blau-Weissen gut getan. «In der zweiten Halbzeit haben wir Basel an die Wand gedrückt», sagte Burim Kukeli nicht ohne Stolz. Aber es sei eine kräfteraubende Partie gewesen. Sein Trainer Murat Yakin glaubt, dass es gegen Sion entscheidend sein wird, welche Equipe körperlich und mental über mehr Energie verfügen wird. Deshalb schenkte er der Regeneration vor dem heutigen Match besondere Beachtung.
Auf die Frage, ob ihnen die Auslosung mit dem Auswärtsspiel beim Cup-Spezialisten schlechthin den Worst Case beschert habe, antwortete Yakin: «Nein keineswegs. Sicher hätten wir lieber Heimrecht gehabt. Doch von der Stimmung und Bedeutung her gibt es ja nichts grösseres, als wenn man in Sitten zu einem Cup-Match antreten darf. Das Tourbillon ist heiss. Man darf sich auf eine tolle Atmosphäre freuen.» Er verlangt von seinen Spielern, dass sie sich durch das spezielle Klima nicht verrückt machen lassen und cool bleiben. Der Fokus liege auf einer konzentrierten Startphase.
Yakin kann der Gastrolle auch Positives abgewinnen: «Sion hat mehr Druck. Sie haben vor eigenem Publikum viel zu verlieren. Und uns liegt es, wenn wir unbeschwert aufspielen können. Wir wollen mutig sein, den Gegner vom eigenen Goal fernhalten und gegnerische Standards in der Nähe unseres Strafraums vermeiden.» Letzteres könnte deshalb sehr wichtig sein, weil Sion in der Person von Vilmos Vanczak einen Kopfball-Spezialisten par excellence in seinen Reihen weiss.