Andy Murray gewinnt in London zum ersten Mal in seiner Karriere das Masters. Der Lokalmatador besiegt im Final den Serben Novak Djokovic 6:3, 6:4 und schliesst das Jahr als Weltnummer 1 ab.
Murray bestätigte mit dem Gewinn des Masters die Wachtablösung im Männer-Tennis, die er vor zwei Wochen in Paris eingeleitet hat. Im Final demonstrierte er seinem Rivalen Novak Djokovic, wer für den Moment die Nummer 1 der Welt ist. Der erste Masters-Final der Geschichte, in dem die Nummer 1 auf dem Spiel stand, dauerte 103 Minuten. Die Partie erfüllte die hohen Erwartungen nicht. Djokovic verfügte nicht über die Mittel, um Murray in Verlegenheit zu bringen. Erst im Finish machte es Djokovic mit der Aufholjagd vom 3:6, 1:4 zum 4:5 noch kurzfristig spannend.
Der 29-jährige Schotte zeigte zum Abschluss der Saison noch einmal eine erstaunliche Leistung. Denn vor der «Finalissima» hatte es für Murray nicht gut ausgesehen. Trotz der 23 Einzelsiege hintereinander und der vier Turniersiege in Folge (Peking, Schanghai, Wien, Paris-Bercy) befand sich Novak Djokovic im Vorteil. Murray und Djokovic spielten während des einwöchigen Londoner Turniers beide gegen Milos Raonic und Kei Nishikori. Djokovic besiegte beide in zwei Sätzen, den Japaner Nishikori im Halbfinal sogar 6:1, 6:1. Murray dagegen stand gegen Nishikori am Mittwoch während 3:21 Stunden und gegen Raonic am Samstag im Halbfinal sogar während 3:38 Stunden auf dem Platz. Die Bedenken der britischen Fans, Murrays Tank könnte leer sein, waren gross.
Aber sie erwiesen sich als unbegründet. Der Brite stellte unter Beweis, dass er mittlerweile auch zu den Allerfittesten auf der Tour zählt. Murray zauberte zum Abschluss der Saison eine phänomenale Leistung auf den Platz. Er bestätigte seine Erfolge der grandiosen zweiten Saisonhälfte, seit der grosse Ivan Lendl im Juni wieder in seinen Trainerstab zurückgekehrt ist. Murray begann die Partie zwar mit zwei Doppelfehlern in den ersten zwei Minuten, weigerte sich in der Folge aber standhaft, Fehler zu begehen. Djokovic sah deshalb sehr schlecht aus. Seine Fehlerquote schoss in die Höhe, primär weil der Gegner alles zurückbrachte. Die Vorentscheidung gelang Murray während einer halben Stunde ab Mitte des ersten Satzes, als er innerhalb von vier Servicegames Djokovic dreimal den Aufschlag abnahm.
Murray gewann das Masters in London zum ersten Mal. Er holte 1500 Weltranglistenpunkte und fast 2,4 Millionen Dollar Preisgeld. Dank der gewonnenen ATP-Punkte führt Murray als 17. Profi Ende Jahr die Weltrangliste an, die seit 1973 geführt wird. Murray holte 2016 neun Turniersiege, die wichtigsten im Sommer in Wimbledon und an den Olympischen Sommerspielen in Rio. «Ich habe diese Erfolge nie und nimmer erwartet», gab Murray zu. «Es ist unglaublich schön, das Spiel um die Nummer 1 vor heimischem Publikum zu gewinnen. Noch vor sechs, sieben Wochen rechnete ich nicht damit, dass es möglich sein würde, das Jahr als Nummer 1 zu beenden.»
Die ultimative Huldigung für Murray kam von Andy Djokovic: «Andy verdient es, die Nummer 1 zu sein. Er war heuer der stärkste Spieler. Ich spielte im Final leider erst ganz am Schluss etwas besser. Aber ich war nicht in der Lage, den Rückstand aufzuholen.»