Mutmassliche Vergewaltiger der jungen Inderin angeklagt

Knapp eine Woche nach dem Tod des 23-jährigen Vergewaltigungsopfers ist am Donnerstag in Neu Delhi gegen fünf der sechs Beschuldigten Anklage wegen Mordes, Gruppenvergewaltigung und Entführung erhoben worden. Ihnen wird zudem vorgeworfen, Beweismittel vernichtet zu haben.

Wachen vor dem Gericht in Neu Delhi, wo der Prozess gegen die Vergewaltiger stattfindet (Bild: sda)

Knapp eine Woche nach dem Tod des 23-jährigen Vergewaltigungsopfers ist am Donnerstag in Neu Delhi gegen fünf der sechs Beschuldigten Anklage wegen Mordes, Gruppenvergewaltigung und Entführung erhoben worden. Ihnen wird zudem vorgeworfen, Beweismittel vernichtet zu haben.

Über die fünf Männer im Alter von 19 bis 35 Jahren wird ein neues Schnellgericht urteilen. Die Behörden fordern für die Beschuldigten die Todesstrafe. Am kommenden Samstag soll bereits die erste Anhörung stattfinden, wobei die Staatsanwaltschaft eine geschlossene Verhandlung beantragt hat. Der Polizeibericht umfasst mehr als 1000 Seiten.

Beim sechsten mutmasslichen Vergewaltiger werden aktuell noch Tests durchgeführt, um festzustellen, ob er – wie von ihm selber behauptet – minderjährig ist. Trifft dies zu, kann der junge Mann nicht wegen Mordes angeklagt werden. Er muss sich dann vor einem Jugendgericht verantworten, das maximal drei Jahren Haft anordnen kann.

Die Vergewaltigung hatte in Indien heftige Proteste und Diskussionen über den Umgang mit Frauenrechten ausgelöst. Auch am Mittwoch demonstrierten wieder Tausende Inderinnen für mehr Schutz von Frauen in ihrer Heimat.

Richter verlangt fairen Prozess

Wegen der aufgeheizten Stimmung hatte sich der Vorsitzende Richter Altanas Kabir vor Beginn des Verfahrens gegen die sechs Beschuldigten bemüht, die Wogen zu glätten.

Bei aller Empörung müsse den Verdächtigen ein fairer Prozess gemacht werden, Lynchjustiz sei nicht akzeptabel. „Wir sollten nicht vergessen, dass eine Person als unschuldig gilt, bis das Gegenteil bewiesen ist“, sagte er bei der Einsetzung des neuen Schnellgerichts.

Die Regierung kündigte zudem an, vier weitere Schnellgerichte zu schaffen, um der in Indien oft jahrelangen Verschleppung von Prozessen wegen sexueller Gewalt einen Riegel vorzuschieben.

Die Vorsitzende der regierenden Kongresspartei, Sonia Gandhi, versprach ihrerseits mehr Engagement ihrer Partei gegen die „perversen, beschämenden“ Zustände in der Gesellschaft, die es Männern erlaubten, Frauen ungestraft zu belästigen und zu vergewaltigen.

Laut einem Bericht der „Times of India“ wurden 2012 allein in der indischen Hauptstadt mehr als 600 Fälle von Vergewaltigung bei der Polizei gemeldet. Mehr als 750 Männer seien festgenommen, aber nur einer verurteilt worden.

Studentin verkörpert aufsteigende Generation

Doch seit der grausamen Tat berichten indische Medien deutlich prominenter über Vergewaltigungen. Denn die ermordete 23-Jährige verkörperte die neue Generation des Landes, die aus ärmlichen Verhältnissen in die Mittelschicht strebt.

Indische Medien berichteten, ihr Vater – ein Arbeiter – habe ihr das Studium ermöglicht, indem er ein Stück Land verkaufte. Sie sei in der Schule unter den Besten gewesen und habe in ihrem Viertel in Neu Delhi als Vorbild gegolten.

Das Verbrechen ereignete sich am 16. Dezember: Nach einem Kinobesuch war die 23-jährige Medizinstudentin von mehreren Männern in einem Bus in Neu Delhi vergewaltigt, mit einer Eisenstange misshandelt und nackt aus dem fahrenden Fahrzeug geworfen worden.

Ihr Begleiter wurde ebenfalls verletzt und aus dem Bus geworfen. Polizeiangaben zufolge versuchte der Fahrer des Kleinbusses noch die Frau zu überfahren. Sie konnte jedoch von ihrem Freund rechtzeitig zur Seite gezogen werden.

Am vergangenem Samstag war die junge Frau nach mehreren Notoperationen in einem Spital in Singapur an ihren Verletzungen gestorben.

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