Mutmasslicher Boston-Attentäter plädiert auf unschuldig

Der überlebende mutmassliche Attentäter vom Bostoner Marathon, Dschochar Zarnajew, hat sich für nicht schuldig erklärt. Unter den Augen von zahlreichen Opfern und deren Angehörigen erschien Zarnajew am Mittwoch zum ersten Mal vor Gericht.

Polizei vor dem Gerichtsgebäude, wo Dschochar Zarnajew erscheint (Bild: sda)

Der überlebende mutmassliche Attentäter vom Bostoner Marathon, Dschochar Zarnajew, hat sich für nicht schuldig erklärt. Unter den Augen von zahlreichen Opfern und deren Angehörigen erschien Zarnajew am Mittwoch zum ersten Mal vor Gericht.

Bei der Verlesung der 30 Anklagepunkte vor dem US-Bundesgericht in Boston antwortete Zarnajew auf die Frage des Richters nach seiner Schuld bei jedem der Punkte «nicht schuldig».

Der schwerwiegendste Anklagepunkt lautet auf Einsatz einer Massenvernichtungswaffe. Justizminister Eric Holder und die Staatsanwaltschaft prüfen noch, ob sie die Todesstrafe für den 19-Jährigen fordern sollen. Auf 17 der Anklagepunkte stehen die Todesstrafe oder lebenslange Haft. Ein Termin für den Prozessbeginn steht noch nicht fest.

Überwachungsvideos als Beweis

Zarnajew wird vorgeworfen, gemeinsam mit seinem älteren, später getöteten Bruder Tamerlan Zarnajew den Bombenanschlag auf den Boston-Marathon am 15. April verübt zu haben, bei dem drei Menschen getötet und mehr als 260 verletzt wurden.

Auf ihrer Flucht sollen die aus einer tschetschenischen Familie stammenden Brüder einen Polizisten erschossen haben. Tamerlan Zarnajew wurde vier Tage nach dem Anschlag bei einer Verfolgungsjagd mit der Polizei getötet, Dschochar wurde schwer verletzt gefasst.

Die Ermittler waren Tamerlan und Dschochar Zarnajew durch Videoaufnahmen auf die Spur gekommen, die Überwachungskameras am Anschlagsort gemacht hatten. Bei der Suche nach einem Motiv hatte das FBI vor allem eine sechsmonatige Kaukasus-Reise von Tamerlan Zarnajew im vergangenen Jahr unter die Lupe genommen.

Dort könnte der ältere Bruder mit radikalen Islamisten in Kontakt gestanden haben. Die US-Behörden gehen aber davon aus, dass die Brüder den Anschlag allein geplant und ausgeführt haben

Bekennerschreiben an Bootswand

Dschochar Zarnajew soll vor seiner Festnahme ein Bekennerschreiben an die Innenwand des Bootes gekritzelt haben, in dem er sich vor der Polizei versteckt hatte. Dort soll er den Anschlag laut Anklageschrift als Vergeltung für die US-Militäreinsätze im Irak und in Afghanistan bezeichnet haben.

«Wer einen Muslim angreift, greift alle Muslime an», habe der 19-Jährige geschrieben. Die Anleitung für den Bombenbau sollen sich die Brüder aus einem Magazin des Terrornetzwerks Al-Kaida besorgt haben.

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