Gegen den mutmasslichen Attentäter des Bombenanschlags von Boston, Dschochar Zarnajew, ist Anklage erhoben worden – wegen des Gebrauchs von Massenvernichtungswaffen beim Marathon. Nach Regierungsangaben erhält er ein Zivilverfahren und wird nicht vor ein Militärgericht gestellt.
«Er wird nicht als feindlicher Kämpfer behandelt», sagte der Sprecher des Weissen Hauses, Jay Carney, am Montag. Damit hat Zarnajew das Recht zu schweigen und einen Anwalt zu seinem ersten Verhör hinzuzuziehen.
Die Frage, ob dem 19-Jährigen diese sogenannten «Miranda»-Rechte zugesprochen werden, hatte am Wochenende zu einem öffentlichen Streit geführt. werden, hatte am Wochenende zu einem öffentlichen Streit geführt. Der Prozess beginnt nach Angaben des Senders CNN voraussichtlich am 30. Mai.
Der Richter war bei dem 19-Jährigen im Krankenzimmer. Dschochar Zarnajew ist nach Ärzte-Angaben seit Sonntagabend bei Bewusstsein, kann aber wegen einer Schusswunde am Hals nicht sprechen. Er kann bisher nur schriftlich kommunizieren.
Todesstrafe wahrscheinlich
Beim Anschlag am vergangenen Montag waren drei Menschen getötet worden – unter ihnen ein achtjähriger Junge. Rund 180 Läufer und Zuschauer wurden verletzt.
Dschochar Zarnajew muss mit der Todesstrafe rechnen. Massachusetts hat sie zwar abgeschafft, die USA als Staat haben das aber nicht.
Die mutmasslichen Bombenattentäter des Boston Marathons planten nach Auffassung der Ermittler womöglich noch weitere Anschläge. Wie der Bostoner Polizeichef Ed Davis dem Sender CBS sagte, stellten die Beamten im Rahmen ihrer Verfolgung der beiden Brüder Tamerlan und Dschochar Zarnajew ein ganzes Arsenal hausgemachter Bomben und Materialien sicher.
Schweigeminute für die Opfer
Eine Woche nach dem Anschlag waren die Bewohner des US-Bundesstaates Massachusetts am Montag aufgerufen, der Opfer zu gedenken. Bostons Bürgermeister Thomas Menino und Gouverneur Deval Patrick riefen zu einer Schweigeminute um 20.50 Uhr MESZ auf, dem Zeitpunkt der Explosionen. Anschliessend sollen in ganz Massachusetts die Kirchenglocken läuten.
Am Montag wurde auch das erste der drei Todesopfer beigesetzt. Hunderte Trauergäste verabschiedeten sich von der 29-jährigen Krystle Campbell in ihrer Heimatstadt Medford. Die Restaurantmanagerin war unter den Marathon-Zuschauern gewesen.
Terroranschlag in Kanada vereitelt
Ermittler in Kanada vereitelten Medienberichten zufolge einen Terroranschlag und nahmen mehrere Verdächtige fest. An dem über Monate vorbereiteten Schlag gegen ein «Terrornetzwerk» waren am Montag laut kanadischen Fernsehberichten auch Bundespolizisten und Geheimdienstagenten den USA beteiligt.
Laut dem öffentlich-rechtlichen Fernsehsender CBC besteht kein Zusammenhang zu den tödlichen Anschlägen auf den Boston-Marathon. Demnach gab es bei den Polizeieinsätzen am Montag Festnahmen in Montreal und Toronto.