Die belgische Justiz wirft dem französisch-algerischen Islamisten, der beim Anschlag auf das Jüdische Museum in Brüssel mutmasslich vier Menschen tötete, «Mord in terroristischem Zusammenhang» vor. Gegen den 29-Jährigen sei deshalb ein Haftbefehl erlassen worden, teilte die belgische Staatsanwaltschaft am Mittwoch mit.
Am Vortag hatten die französischen Behörden den Mann an Belgien übergeben. Der 29-Jährige war knapp eine Woche nach dem Anschlag vom 24. Mai in Marseille festgenommen worden, als er mit einem Reisebus aus Brüssel in der südfranzösischen Hafenstadt ankam.
Bei ihm wurden Waffen gefunden, wie sie bei dem Anschlag benutzt worden waren, ausserdem eine Speicherkarte mit einem Bekennervideo. Nachdem er sich juristisch vergeblich dagegen gewehrt hatte, wurde er nach Belgien gebracht.
Wie die belgische Staatsanwaltschaft weiter mitteilte, wurde der mutmassliche Attentäter nach seiner Ankunft am Dienstag und auch am Mittwochmorgen von Brüsseler Anti-Terror-Ermittlern und einem Untersuchungsrichter befragt.
Anschliessend sei er über die gegen ihn erhobenen Vorwürfe informiert worden und in einen Hochsicherheitstrakt des Gefängnisses in Brügge gebracht worden.
Aussage verweigert
Bei dem Verhör verweigerte der Beschuldigte eine Aussage. Sein Anwalt Sébastien Courtoy begründete die Weigerung mit undichten Stellen bei den Behörden, durch die Informationen zum laufenden Verfahren an die Presse gelangt seien.
Sein Mandant lege «keinen Wert darauf, dass sich seine Erklärungen am nächsten Tag in der Boulevardpresse wiederfinden», erklärte Courtoy. Er verlangte, Ermittler, die Informationen an die Presse weitergegeben hätten, von dem Fall abzuziehen.
Ein Gericht in Brüssel entscheidet am Montag, ob der Haftbefehl gegen den 29-Jährigen aufrecht erhalten wird. Laut einem Bericht des belgischen Radiosenders RTBF planen die Ermittler zudem eine Tatort-Begehung mit dem Angeschuldigten in der Brüsseler Innenstadt. Der Beschuldigte weigere sich aber, daran teilzunehmen.
Entsetzen und Sorge
Der Anschlag auf das Museum in Brüssel hatte weltweit Entsetzen ausgelöst. Er schürte zudem die Sorge vor Anschlägen in Europa von Dschihadisten, die aus dem Bürgerkriegsland Syrien zurückkehren.
Der mutmassliche Attentäter soll mehr als ein Jahr in Syrien an der Seite islamistischer Kämpfer verbracht haben. Zuvor war er in Frankreich unter anderem wegen Raubes mehrfach verurteilt worden. Bei seinem letzten Gefängnisaufenthalt zwischen 2007 und 2012 wandte er sich offenbar dem radikalen Islam zu.