Die Erhebung der Anklage gegen den mutmasslichen US-Amokläufer von Aurora verzögert sich bis 12. März. Ursprünglich war das Verlesen der Anklage gegen James Holmes für Freitag (Ortszeit) vorgesehen, doch seine Verteidiger hatten sich mehr Zeit ausgebeten.
Richter William Sylvester gab laut Angaben der „Denver Post“ dem Gesuch statt, um ein ordnungsgemässes Verfahren zu garantieren. Bereits am Donnerstag hatte Sylvester in Centennial (Colorado) entschieden, dass es gegen den 25-Jährigen genug Beweise gebe, um einen Prozess zu eröffnen.
Zwölf Tote und Dutzende Verletzte
Holmes soll in der Nacht zum 20. Juli 2012 in die nächtliche Premiere des neuen „Batman“-Films im Kino von Aurora nahe Denver gestürmt sein und wahllos um sich gefeuert haben. Bei dem Amoklauf wurden zwölf Menschen getötet und Dutzende verletzt.
In seiner mehr als 60-seitigen Erklärung befand Richter Sylvester den Beschuldigten für prozesstauglich. Die Verteidigung hatte zunächst angedeutet, den Prozess wegen einer psychischen Erkrankung des Todesschützen verhindern zu wollen.
Am Mittwoch sagte Anwalt Daniel King dann, die Verteidiger hätten ihre Meinung geändert und wollten ihre Positionen in einem Prozess darlegen. Holmes‘ Anwälte verzichteten auf die Anhörung eigener Zeugen.
Holmes zeigte keinerlei Reaktion
Nach Ansicht des Richters gibt es zudem triftige Gründe zu glauben, dass der 25-Jährige die ihm zur Last gelegten Taten begangen hat. Sylvester berief die Beteiligten zur Anklageerhebung am Freitagmorgen (Ortszeit) ein. Dann sollten die insgesamt 166 Anklagepunkte verlesen werden.
Holmes wird unter anderem zwölffacher Mord vorgeworfen sowie vielfacher versuchter Mord. Ausserdem muss er sich wegen des Besitzes von Sprengstoff und Brandbeschleuniger verantworten.
Die Anklage hatte in dieser Woche eine Reihe von Zeugen und Beweismaterial präsentiert. Unter anderem spielte sie die Notrufe aus der Tatnacht vor, in denen Schüsse und chaotischer Lärm zu hören waren.
Zeugen sagten aus, dass Holmes in dem Kino zunächst Rauchbomben zündete und dann wahllos mit drei verschiedenen Waffen auf Anwesende feuerte. Polizisten beschrieben dem Gericht die blutigen Szenen vom Tatort. Holmes war während der Anhörung im Gerichtssaal, zeigte jedoch keinerlei Reaktion.
Tat soll geplant gewesen sein
Die Ankläger versuchten zu belegen, dass Holmes die Tat geplant hatte. Unter anderem soll der 25-Jährige von Mai bis Juli 2012 vier Schusswaffen und fast 6300 Schuss Munition sowie Brandbeschleuniger gekauft haben.
Die Staatsanwaltschaft zeigte ausserdem Fotos, die Holmes vor dem Amoklauf mit seinem iPhone von sich aufgenommen hatte. Darauf posiert er mit einer Pistole in der Hand. Einige Fotos deuteten nach Ansicht der Staatsanwaltschaft zudem darauf hin, dass Holmes das Kino wochenlang auskundschaftete.
Waffengesetz-Debatte neu entfacht
Der Amoklauf von Aurora hatte in den USA eine erneute Debatte über mögliche strengere Waffengesetze ausgelöst. Seit der Tat im vergangenen Sommer sorgten in dem Land weitere Schiessereien für Entsetzen.
So tötete Mitte Dezember ein 20-Jähriger in einer Schule in Newtown im Bundesstaat Connecticut 20 Kinder im Alter von sechs und sieben Jahren sowie sechs Frauen. Er erschoss sich schliesslich selbst. Zuvor hatte er zu Hause seine Mutter getötet.
Am Donnerstag schoss ein 16-Jähriger in einer Schule in Kalifornien auf einen Gleichaltrigen und verletzte ihn schwer. Er konnte wenig später festgenommen werden.