Waadt und Genf haben untereinander die mutmasslichen Mörder in aufsehenerregenden Tötungsdelikten ausgetauscht. Der von Polen an die Schweiz ausgelieferte Tatverdächtige im Mord an einer Genfer Sozialtherapeutin wurde in einem Waadtländer Gefängnis untergebracht.
Der mutmassliche Mörder von Marie wurde im Gegenzug ins Gefängnis Champ-Dollon GE überstellt, wie der Waadtländer Oberstaatsanwalt Eric Cottier der Nachrichtenagentur sda sagte. Er bestätigte damit einen Bericht der Zeitung «Le Temps».
Dem wegen Mordes und Vergewaltigung bereits vorbestraften 36-jährigen Schweizer wird vorgeworfen, im Mai die junge Frau in Payerne VD entführt und getötet zu haben. Der Kanton Waadt wurde heftig kritisiert, dass sich der Mann vor der Tat im Hausarrest befand.
Nach dem Mord an einer Sozialtherapeutin hatte die Genfer Justiz angekündigt, dass der mutmassliche Täter – ein schweizerisch-französischer Doppelbürger – nicht mehr in einer Genfer Strafanstalt untergebracht werde.
Gemäss «Le Temps» wurde er in der Waadt eingesperrt, um die Einvernahmen zu vereinfachen. Für die Einvernahmen wird der Mann regelmässig zur Genfer Staatsanwaltschaft gebracht.
Polen lieferte mutmasslichen Mörder aus
Der 39-Jährige war wegen zweifacher Vergewaltigung in Genf in Haft. Er verbüsste eine Freiheitsstrafe von zwanzig Jahren. Am 12. September sollte er mit einer 34-jährigen Sozialtherapeutin eine Reittherapie absolvieren. Die Leiche der Frau wurde am Tag darauf gefunden.
Der mutmassliche Mörder der Sozialtherapeutin wurde nach viertägiger Flucht an der deutsch-polnischen Grenze festgenommen. Die Schweiz beantragte darauf die Auslieferung des Mannes, zu der es am vergangenen Donnerstag kam.
Der Kanton Genf geriet wegen des begleiteten Freigangs ins Kreuzfeuer der Kritik. Eine Administrativuntersuchung kam zum Schluss, dass der Häftling das Gefängnis nicht hätte verlassen dürfen. Die Genfer Regierung räumte Fehler ein.
Erst am Wochenende sorge der Mann wieder für Schlagzeilen, als der «SonntagsBlick» einen von ihm aus Polen abgeschickten Brief veröffentlichte. Darin wollte er für 1600 Franken seine Sicht der Dinge den Medien verkaufen.