Mutter-Kontakt bei der Aufzucht macht Kälber stressresistenter

Der Kontakt zur Mutter und Artgenossen während der Aufzucht macht Kälber stressresistent. Er wirkt sich zudem positiv auf ihr soziales Verhalten in der Herde aus.

Ein Kalb bedient sich am Euter seiner Mutter (Symbolbild) (Bild: sda)

Der Kontakt zur Mutter und Artgenossen während der Aufzucht macht Kälber stressresistent. Er wirkt sich zudem positiv auf ihr soziales Verhalten in der Herde aus.

Zu diesem Schluss kommen österreichische Forscher, nachdem sie die Auswirkungen der frühen Trennung der Kälber von Milchkühen untersucht haben.

Deren Kälber werden üblicherweise wenige Stunden nach der Geburt von ihren Müttern getrennt und mit Milch oder Milchersatz versorgt. Das sei aus wirtschaftlicher Sicht günstiger als sie bei der Mutter trinken zu lassen, sagte Susanne Waiblinger von der Veterinärmedizinischen Universität Wien der Nachrichtenagentur APA.

Sie hat gemeinsam mit deutschen Kollegen 26 Kühe mit unterschiedlichen Aufzuchterfahrungen untersucht. Elf Tiere wurden gleich nach der Geburt von der Mutter getrennt, danach in die Kälbergruppe gebracht und über einen Tränkeautomaten gefüttert. 15 Kälber waren nach der Geburt fünf Tage lang mit der Mutter zusammen.

Danach kamen sie in die Kälbergruppe, hatten aber weiterhin – in unterschiedlichem Ausmass – Kontakt zu ihren Müttern. Die Resultate sind nun im Fachjournal «Applied Animal Behaviour Science» veröffentlicht. Es zeigte sich, dass isolierte Kälber, die mit ihren Müttern aufgewachsen waren, zwar am meisten des Stresshormons Kortisol bildeten. Ihre Herzfrequenz war jedoch am niedrigsten.

Diese Tiere gingen auch aktiver mit der Isolationssituation um: sie bewegten sich insgesamt mehr in ihrer Box und erkundeten ihre Umgebung stärker, als mutterlos aufgezogene Rinder.

Sozial kompetentere Kälber

Ein früher publizierter Teil der Studie hatte aufgezeigt, dass mit Müttern aufgewachsene Rinder beim Eintritt in eine Herde eine höhere soziale Kompetenz als mutterlos aufgezogene Artgenossen hatten. «Sie verhalten sich in der Herde sozial angepasst und wissen etwa, wann es sich nicht auszahlt, um die Rangordnung zu streiten», so Waiblinger.

Für die Forschenden deutet dies darauf hin, dass diese Rinder motivierter sind, zur Herde zurückzukehren und Stresssituationen aktiver bewältigen können.

Sie fordern daher, vermehrt darüber nachzudenken, «ob ein sozial sehr eingeschränktes frühes Umfeld die ideale Haltungsform darstellt». Einige Landwirte würden bereits muttergebundene Kälberaufzucht betreiben.

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