90 Jahre Loriot: «Mutter, wir danken dir!»

Am 12. November würde Loriot 90 Jahre alt. Der grosse deutsche Komiker, der 2011 starb, hinterlässt unzählige Sketch-Klassiker, die dem feinen Humor zuzuordnen sind. Wir würdigen ihn mit sieben Schmankerl seines eigenen Werks.

Unvergesslich: Bernhard-Viktor Christoph-Carl von Bülow als Loriot (1923-2011).

1. Mutters Klavier

Wer bei Loriot in Gedanken den Staub von den Pantoffeln klopft, aufgepasst: Lange vor Youtube, Facebook und Instagram hat sich Herr von Bülow so seine Gedanken zur medialen Selbstdarstellung gemacht, nämlich auf Film, nein Video, will heissen, Kassette. Sein Befund: Komik lebt von der Wiederholung, Authentizität nicht. Und nach dem vierten oder fünften Stück Kuchen wird einem schlecht. «Mutter, wir danken dir!» (nü)

2. Die Eheberatung

Heute können Mann und Frau ja über alles reden: Aszendenten, Krippenplätze und Fussballer. Sogar über «Fifty Shades of Grey». Wie verspiessert scheint da die Vergangenheit, wo sich Paare mittels Farbpsychologie und Kunstbetrachtung von ihrer Verklemmtheit therapieren lassen mussten. Aktuell bleibt nur der leichte Kuss aus der Grundhaltung, dreimal täglich – vor oder auch nach den Mahlzeiten. (nü)

3. Krawehl! Krawehl!

Die TagesWoche, die sich bevorzugt selbst interviewt, findet in Loriot den Meister des multiplen Auftritts. In diesem Fall besucht Heinrich Lohse die Lesung von Lothar Frohwein, jeweils gespielt von Loriot. Die deutsche Nichtunterhaltungskultur hat damit ihr radikalstes Antiporträt bekommen. Wir wagen die Frage: Ist sie ein Selbstgespräch? Hier nochmal der Kultvers zum auswendig lernen: «Krawehl! Krawehl! / Taubtrüber Ginst am Musenhain / Trübtauber Hain am Musenginst / Krawehl! Krawehl!» (kim)

4. Herren im Bad

Loriot stand zwar oft selbst vor der Kamera. Er nahm aber auch den Zeichenstift zur Hand, um seinen Humor in Form von Cartoons oder Zeichentrickfilmen auf uns loszulassen. Eines der herrlichsten Beispiele: das Rencontre zweier Herren in der Badewanne. Herr Müller-Lüdenscheidt und Herr Doktor Klöbner streiten sich um den Anspruch auf die Wanne, das Wasser und die Quietschente. Und werden bei aller Höflichkeite ganz kindisch: «Sie lassen jetzt sofort die Ente zu Wasser!» – «Nein, mit Ihnen teilt meine Ente das Wasser nicht!»  (mac)

5. Das Bild hängt schief

Loriot ist immer auch anstrengend. Die Andeutung ist nicht seins. Die Biederkeit, die sein einziges Thema ist, zeigt er bis zur Unerträglichkeit. Das Ergebnis davon ist eine einzigartige Mischung aus Feinsinn und Langeweile. Doch dieses Fiasko hier geht runter wie Öl: Es kommt fast ohne Worte aus. (kim)

6. Die Nudel

Der eigentliche Slapstickvirtuose entpuppt sich in diesem Liebesgeständnis. Loriot macht das Unmögliche möglich und transportiert eine Nudel aus Versehen durch sein ganzes Gesicht. Für manchen Fan hat hier auch Loriots Partnerin Evelyn Hamann einen Höhepunkt: in Form des umwerfendsten Blicks ihrer Karriere. (kim)

7. Weihnachten bei Hoppenstedts

Naturfrisch und umweltfreundlich wie der Weihnachtsbaum der Hoppenstedts: So wünschen wir uns das Frohe Fest auch dieses Jahr. Die gesunde Kernfamilie glüht mit dem Atomkraft-Bauset um die Wette – wahres Glück kennt keine Halbwertszeit. Für die Bescherung zählt nicht der Preis, sondern der Gedanke. Und zum Schluss sagt uns Dickie ein Gedicht auf: «Zicke, zacke, Hühnerkacke.» (nü)

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