Die Schweizer Klimaschutzstiftung myclimate übt heftige Kritik am Klimaschutzabkommen der Luftfahrtindustrie. Das Abkommen sei eine Mogelpackung. Die Branche biete lediglich für einen Bruchteil ihrer Emissionen Kompensation an.
Das Klimaschutzabkommen der Luftfahrtbranche beinhaltet im wesentlichen eine Decklung des klimaschädlichen Treibhausgas-Ausstosses. So soll die CO2-Emission des Flugverkehrs auf dem Stand von 2020 eingefroren werden, wie die Internationale Zivilluftfahrtorganisation (ICAO) am Donnerstag diese Woche mitteilte.
Für die Klimaschutzstiftung myclimate genügt dieses Zugeständnis der Luftfahrtbranche an den Klimaschutz jedoch bei weitem nicht. So sehe das Abkommen nur Kompensation für Emissionen vor, die über dem CO2-Ausstoss des Jahres 2020 liegen. Die bereits vorhandenen jährlichen Emissionen von dann zumal rund einer Milliarde Tonnen CO2 wolle die Branche weiterhin kostenlos in die Atmosphäre entsorgen, heisst es in einer Mitteilung von myclimate vom Freitag.
Für myclimate stellt darum das Abkommen eine Mogelpackung dar. Die Klimaschutzstiftung rechnet zudem vor, dass der Airlinebranche bei Umsetzung des Abkommens lediglich zusätzliche Kosten von 40 bis 50 Millionen Dollar pro Jahr entstünden. Im Vergleich mit den rund 100 Milliarden Dollar, die die Airlines in diesem Jahr aufgrund der gesunkenen Treibstoffpreise einsparten, sei das ein «sehr kleines Feigenblatt», schreibt die Stiftung.
Die Internationale Zivilluftfahrtorganisation (ICAO) hatte am Donnerstag gemeldet, dass sich die internationale Luftfahrtbranche nach jahrelangen Verhandlungen auf eine Deckelung der CO2-Emissionen geeinigt habe. Die Einigung gelang trotz Vorbehalten Russlands und der grossen Schwellenländer China und Indien.
Beim Klimaschutz aber auch bei den Steuern profitiert der Luftverkehr bis jetzt von einer Vorzugsbehandlung durch die Staaten. So müssen Airlines meist weder CO2-Abgaben noch Mehrwert- und Mineralölsteuern zahlen.