Der Tod des chilenischen Künstlers Jorge Selarón, dessen Leiche an seinem Hauptwerk in Rio de Janeiro gefunden wurde, beschäftigt die brasilianische Polizei. Der 65-Jährige wurde am Donnerstag tot an der nach ihm benannten Treppe gefunden.
Seine Leiche habe Verbrennungen aufgewiesen, neben ihm habe eine Dose Lösungsmittel für Farbe gestanden, erklärten die Ermittler. Am Tag von Selaróns Tod hatte die Zeitung „O Globo“ ein Interview mit dem Künstler veröffentlicht, in dem er berichtete, er werde von einem früheren Mitarbeiter mit dem Tode bedroht.
Der Mann, dessen Bruder im Drogenhandel der Region eine zentrale Rolle spielt, habe zwei Mal gedroht, ihn zu erstechen, wenn er ihm nicht das Geld aus dem Verkauf seiner Bilder gebe, sagte Selarón. „Ich habe diesem Jungen viel geholfen. Aber er ist gierig geworden, er wollte alles, die Bilder, die Gewinne.“
Hinweise auf einen Suizid
Die Polizei geht jedoch Hinweisen auf einen Suizid nach, weil Freunde Selarón als depressiv bezeichneten. „Wir haben damit gerechnet, dass er seinem Leben ein Ende setzt“, zitierte „O Globo“ einen Freund des Künstlers, der anonym bleiben wollte: „Er war sehr traurig und sagte, dass er verraten wurde.“
Selaróns bekanntestes Kunstwerk ist die bunte Treppe des Santa-Tereza-Konvents, deren 215 Stufen er anlässlich der Fussball-Weltmeisterschaft 1994 in den USA mit hunderten Kacheln aus 60 Ländern verziert hatte.
Sie gehört zu den touristischen Attraktionen von Rio de Janeiro, 2005 stufte der Bürgermeister das Kunstwerk als historisches Monument ein und machte Selarón zum Ehrenbürger der Stadt.