Nach 1954, ’74, ’90 – Deutschland feiert den vierten Weltmeistertitel

In der Verlängerung wurde der Final der Weltmeisterschaft entscheiden: Der eingewechselte Mario Götze erlöst das Team von Joachim Löw mit einem Volley-Tor und sicherte damit den Deutschen den vierten WM-Titel.

Die Freude der Deuschen nach der Pokalübergabe (Bild: SI)

In der Verlängerung wurde der Final der Weltmeisterschaft entscheiden: Der eingewechselte Mario Götze erlöst das Team von Joachim Löw mit einem Volley-Tor und sicherte damit den Deutschen den vierten WM-Titel.

Es lief die 113. Minute im Maracana in Rio de Janeiro. Andre Schürrle behauptete sich auf dem linken Flügel und flanke zur Mitte. Dort stand Götze, ungedeckt, der Bayern-Profi nahm den Ball mit der Brust an und versenkte ihn mit einer Direktabnahme im Netz.

Deutschlands anschliessender Jubel war grenzenlos. Es war der Schlusspunkt in einem nervenaufreibenden und hart umkämpften Endspiel. Chancen auf das Siegtor hatten beide Mannschaften besessen.

Auf argentinischer Seite hätte in der Verlängerung der eingewechselte Rodrigo Palacio für Glücksgefühle sorgen können. Sein Heber aus bester Position missglückte allerdings (97.). Die «Gauchos», die sich erneut als zäher Widersacher erwiesen, mussten als Verlierer vom Platz und verpassten ihren dritten WM-Titel.

Argentinien lauert auf Konter

Die Argentinier hatten abwartend begonnen. Sie zogen sich zurück, verteidigten konsequent, überliessen das Spieldiktat dem Gegner und lauerten auf Konter, bei denen sie dank ihren schnellen Offensiv-Kräften immer wieder Gefahr andeuten konnten. Zur ersten Grosschance kamen die Argentinier aber nicht durch einen Gegenstoss, sondern durch ein Geschenk von Toni Kroos.

Der deutsche Regisseur hatte in der 21. Minute einen veritablen Blackout. Er köpfte den Ball in Richtung eigenes Tor und bediente damit Gonzalo Higuain. Die argentinische Sturmspitze konnte unverhofft alleine auf Manuel Neuer losziehen, der Abschluss war aber kläglich. Nach einer halben Stunde stand Higuain wieder im Fokus. Diesmal lag der Ball im Netz, doch der Torschütze stand im Abseits.

Höwedes’ Kopfball an den Pfosten

Gegen Ende der ersten Halbzeit kamen auch die spielbestimmenden Deutschen zu ihren ersten guten Möglichkeiten. Andre Schürrle prüfte Goalie Romero mit einem Schuss und Benedikt Höwedes setzte Sekunden vor der Pause nach einem Corner den Ball mit dem Kopf an den nahen Pfosten.

In der zweiten Hälfte gab es kaum Torszenen. Für eine der wenigen sorgten Lionel Messi (47.) und Toni Kroos (82.). Die deutschen Angriffe versandeten meistens an der Strafraumgrenze, Lionel Messis Einfluss aufs Geschehen war begrenzt. Oft neutralisierte man sich im Mittelfeld.

Es musste also die Verlängerung die Entscheidung bringen, und auch in dieser erarbeitete sich Deutschland Vorteile. Trotzdem wurde «Schwarz-Rot-Gold» auf eine harte Geduldsprobe gestellt. Erst Götze gelang der entscheidende Vorstoss ins argentinische Bollwerk.

Khedira verletzt, Ersatz Kramer bald auch

Angefangen hatte die Mission Titelgewinn für Deutschland nicht wunschgemäss. Kurz vor dem Anpfiff hatten die Deutschen einen Tiefschlag einstecken müssen. Mittelfeldspieler Sami Khedira musste nach dem Aufwärmen wegen Wadenproblemen passen.

Der 27-Jährige von Champions-League-Sieger Real Madrid, der zuletzt mit Bastian Schweinsteiger eine starke Zentrale gebildet hatte, wurde in der Startformation durch Rookie Christoph Kramer ersetzt. Doch auch der Gladbacher sollte sich eine Verletzung zuziehen. Er war bereits früh bei einem Zusammenprall hart am Kopf getroffen worden.

Bei Argentinien sass Khediras Klubkollege Angel di Maria ebenfalls nur auf der Bank. Der Torschütze im Achtelfinal gegen die Schweiz laboriert an einer Muskelverletzung im Oberschenkel und wurde nicht rechtzeitig auf den Final fit. Er musste mitansehen, wie seine Kollegen am Ende unterlagen.

Deutschland–Argentinien 1:0 n.V. (0:0, 0:0)
Maracanã , Rio de Janeiro. – 74’738 Zuschauer. – SR Rizzoli (It).
Tor: 113. Götze 1:0.

Deutschland: Neuer; Lahm, Boateng, Hummels, Höwedes; Kramer (31. Schürrle), Schweinsteiger; Müller, Kroos, Özil (120. Mertesacker); Klose (88. Götze).
Argentinien: Romero; Zabaleta, Demichelis, Garay, Rojo; Perez (86. Gago), Biglia, Mascherano, Lavezzi (46. Agüero); Messi, Higuain (78. Palacio).

Bemerkungen: Deutschland ohne Khedira und Mustafi (beide verletzt). Argentinien ohne Di Maria (verletzt). 30. Tor von Higuain wegen Abseits aberkannt. 31. Kramer angeschlagen ausgewechselt. 45. Kopfball von Höwedes an den Pfosten. Verwarnungen: 29. Schweinsteiger. 34. Höwedes. 64. Mascherano. 65. Agüero (alle Foul).

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