Unmittelbar nach Sepp Blatters Rücktrittankündigung werden erste mögliche Nachfolger genannt. Es sind die gleichen, die schon vor der FIFA-Präsidentenwahl als Kandidaten aufgetreten sind.
Prinz Ali bin al-Hussein aus Jordanien, der in der Wahl gegen Blatter unterlegen war sowie der holländische Verbandspräsident Michael van Praag und der frühere Fussball-Star Luis Figo aus Portugal. Zumindest Prinz Ali und Van Praag haben noch am Dienstag ihre Kandidatur zumindest offengehalten.
Für die Buchmacher ist der grosse Favorit jedoch UEFA-Präsident Michel Platini. Der Franzose hatte letzte Woche vor dem Kongress mit vorschnellen Drohgebärden eine schlechte Figur abgegeben. Er war der eigentliche Verlierer der Kongress-Woche. Ob er jetzt sofort zum Sieger mutiert, ist fraglich. Platini spielte sich zum Gegenspieler Blatters auf. Das macht ihn nicht zum geeigneten Präsidenten der weltweiten Fussball-Gemeinde. Denn immerhin hatten rund zwei Drittel der Vertreter am Kongress ihre Stimme Blatter gegeben.
Platini dürfte aber zumindest in vier Jahren bereit sein, zur Wahl anzutreten. Denn eigentlich war das Ziel seiner Funktionärskarriere immer das Amt des FIFA-Präsidenten. Er wartete darauf, seinen einstigen Förderer Blatter dereinst im Amt zu beerben. Doch der Schweizer wollte Platini den Posten nicht freiwillig übergeben. Und vor einer Wahlkampf gegen Blatter scheute sich der UEFA-Präsident. Er wusste, dass er beim aktuellen Wahlsystem chancenlos sein würde.
Noch diese Woche wird man wohl mehr über die Absichten von Platini, Van Praag und der UEFA erfahren. Am Rande des Champions-League-Finals treffen sich die Mitgliedsverbände der UEFA in Berlin zu einem Meeting. «Da werde ich mich mit anderen austauschen. Dann werde ich mir meine Pläne überlegen», kündigte Van Praag an.
Ziemlich sicher scheint im Moment, dass Blatters Nachfolger ein Kandidat der UEFA sein wird. Denn Jeffrey Webb, das Mitglied der FIFA-Exekutive von den Cayman Islands, galt nur bis zum letzten Mittwoch als späterer Kronprinz für den Posten des FIFA-Präsidenten. Denn bei der Rücktrittankündigung Blatters, war Webb längst ins Offside gelaufen. Er gehört zu den sieben FIFA-Funktionären, die in Zürich in Auslieferungshaft sitzen.