Nach Blutbad mit 29 Toten beschuldigt China uigurische Separatisten

Bei einem Angriff auf einen Bahnhof in Südwestchina sind am Samstagabend mindestens 29 Menschen getötet und mehr als 130 weitere verletzt worden. Uigurische Separatisten sollen nach amtlichen Angaben für das Blutbad in der Metropole Kunming verantwortlich sein.

Nach dem blutigen Angriff beten Trauernde vor dem Bahnhof (Bild: sda)

Bei einem Angriff auf einen Bahnhof in Südwestchina sind am Samstagabend mindestens 29 Menschen getötet und mehr als 130 weitere verletzt worden. Uigurische Separatisten sollen nach amtlichen Angaben für das Blutbad in der Metropole Kunming verantwortlich sein.

Mehr als zehn schwarz gekleidete Täter seien am Samstagabend «wie verrückt» mit langen Messern auf die Menschen in der Kartenverkaufshalle und auf dem Vorplatz des überfüllten Bahnhofs losgegangen. Die Polizei habe «mindestens» vier Angreifer erschossen, darunter eine Frau, berichtete das Staatsfernsehen.

Eine weitere Täterin sei verletzt festgenommen worden. Ihre Identität wurde zunächst nicht enthüllt. Nach mindestens fünf anderen Angreifern wird noch gefahndet.

Es sei ein «ein organisierter, vorsätzlicher und brutal ausgeführter terroristischer Überfall» gewesen, berichteten die Behörden. Uigurische Separatisten aus der nordwestchinesischen Unruheregion Xinjiang seien dafür verantwortlich.

Bilder zeigten Opfer in Blutlachen zwischen Gepäck, Schuhen und Habseligkeiten. Das Fernsehen zeigte, wie Polizisten unter anderem eine Machete sicherstellten.

Uiguren distanzieren sich

Chinas Staats- und Parteichef Xi Jinping verurteilte den Gewaltakt und rief zum energischen Kampf gegen den Terrorismus auf. Auch UNO-Generalsekretär Ban Ki Moon verurteilte die Tat.

Ein Sprecher des in München ansässigen Weltkongresses der Uiguren distanzierte sich von der Attacke, die nicht zu rechtfertigen sei. Er forderte eine transparente Aufklärung des Verbrechens. Es dürfe nicht zu einer verstärkten Repression der Uiguren in China führen.

«Beweise am Tatort» zeigten, dass der Anschlag von Separatisten aus Xinjiang organisiert worden sei, schrieb die Staatsagentur Xinhua. «Es war ein typischer Terroranschlag und ein schweres Verbrechen gegen die Menschlichkeit», hiess es in einem Kommentar.

Politisch heikle Zeit

Das Blutbad passierte nur einen Tag vor Beginn der Sitzung der politischen Konsultativkonferenz und vier Tage vor dem Auftakt der Jahrestagung des Volkskongresses in Peking – traditionell eine politisch heikle Zeit, in der die Sicherheitsvorkehrungen im Land verschärft werden.

Der Bahnhof in Kunming zählt zu den grössten in China und ist die Hauptdrehscheibe in Yunnan, das an Burma, Laos und Vietnam grenzt und ein beliebtes Touristenziel ist.

Ungewöhnliche Umstände

Die Umstände der Bluttat wirkten ungewöhnlich. Meist kommt es in Xinjiang selbst zu Zusammenstössen zwischen Uiguren und chinesischen Sicherheitskräften, aber Gewalt ausserhalb der autonomen Region ist eher selten.

Die Behörden sahen allerdings auch uigurische «Terroristen» am Werk, als im Oktober ein Auto am Eingang zur Verbotenen Stadt in Peking in eine Menschenmenge fuhr und in Flammen aufging. Drei Insassen – Mitglieder einer Familie aus Xinjiang – sowie zwei Touristen starben. Das Motiv der Familie blieb unklar.

Durch Fremdherrschaft unterdrückt

Die muslimischen Uiguren sind in Xinjiang in Nordwestchina beheimatet. Wegen der Spannungen zwischen der Minderheit und den Chinesen gilt die Region als Konfliktherd. Das Turkvolk fühlt sich durch die chinesische Fremdherrschaft politisch, religiös und kulturell unterdrückt.

Die Regierung in Peking wirft Uiguren separatistische Bemühungen und Terrorismus vor. Nach ihrer Machtübernahme 1949 in Peking hatten die Kommunisten das frühere Ostturkestan China einverleibt.

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