Nach dem Brexit-Votum stehen die Zeichen in Grossbritannien auf Zinssenkung. Eine Mehrheit der von der Nachrichtenagentur Reuters befragten Ökonomen geht davon aus, dass die britische Notenbank den Leitzins am Donnerstag senken wird.
Von 60 befragten Ökonomen sagten 35 eine Kappung um einen Viertelprozentpunkt auf 0,25 Prozent voraus. Noch Anfang Juli waren die Experten mehrheitlich davon ausgegangen, dass die Währungshüter in London die Zügel nicht lockern würden.
Die Finanzmärkte haben sich inzwischen bereits weitgehend auf eine Zinssenkung eingestellt. Es wäre die erste seit den Zeiten der globalen Finanzkrise: Im März 2009 kappte die Bank of England im Kampf gegen eine Rezession den Leitzins auf das bis aktuell gültige Niveau. Experten befürchten, dass durch das Austrittsvotum eine neue Schwächephase der britischen Wirtschaft droht.
Als erste hatten die Immobilienfonds auf der Insel die Folgen des Referendums zu spüren bekommen, da verunsicherte Investoren ihr Geld verstärkt abzogen. Betroffen war auch das Unternehmen Aberdeen Asset Management, das seinen mehrere Tage vom Handel ausgesetzten britischen Immobilienfonds nun wieder öffnete.
Der 3,2 Milliarden Pfund schwere Fonds stehe den Anlegern erneut zur Verfügung, teilte Aberdeen mit. «Der Markt wird wohl einige Zeit brauchen, um sein Niveau zu finden», sagte Aberdeen-Chef Martin Gilbert. Der Fonds stellt sich darauf ein, einige Vermögenswerte zu verkaufen, um Auszahlungsforderungen der Kunden nachzukommen.