Giulia Steingruber gewann mit der Bronzemedaille am Sprung die erste Olympia-Medaille für den Schweizerischen Turnverband seit Donghua Li, der 1996 in Atlanta Olympia-Gold am Pauschenpferd holte. Nach ihrer Medaille wirkte die 22-jährige Ostschweizerin gefasst. Am Dienstag tritt sie noch zum Sprung-Final an.
Giulia Steingruber, Sie haben Olympia-Bronze gewonnen. Was geht in Ihnen vor?
«Ich kann es gar nicht beschreiben. Es ist wunderschön, diese Medaille um den Hals zu haben. Sie ist eine Belohnung für die ganze harte Arbeit. Diese Medaille ist auch für Zoltan. Ohne ihn hätte ich das nie geschafft.»
Im Gegensatz zum Mehrkampf-Final am Donnerstag schienen Sie heute mental absolut bereit zu sein.
«Es sieht so aus. Mein Gefühl im Mehrkampf war nicht gut. Ich konnte mich aber aufrappeln und wollte noch einmal alles geben. Ich war ziemlich nervös. Das Einturnen verlief sehr gut und ich sagte mir einfach, dass ich meine zwei Sprünge so wie immer im Training machen muss. Auch Zoltan war sehr ruhig. Erst am Ende wurde er auch nervös.»
Ihren neuen Sprung haben Sie in Rio nicht gezeigt. Wann war klar, dass Sie auf diesen verzichten werden?
«Es war schon nach der Qualifikation klar, dass ich die zwei alten Sprünge zeigen werde, weil ich den neuen Sprung hier in Rio gar nicht trainierte. Schon in der letzten Woche vor Rio klappte der Sprung im Training nicht gut. Ich wollte es mir aber offen lassen.»
Was haben Sie gedacht, als die Nordkoreanerin Hong gleich zu Beginn des Finals gestürzt ist?
«Ich habe ihren Sturz mitbekommen und wusste, dass dies für mich gut sein könnte. Aber es tat mir leid für sie. Mir war dies an der WM im letzten Jahr in Glasgow passiert. Es kann immer jemand stürzen.»
Vor den Spielen in Rio haben Sie gesagt, dass es noch eine leere Seite gibt, die es mit positiven Olympia-Erfahrungen zu füllen gibt. Was schreiben Sie nun auf diese Seite?
«Ich male meine Medaille hinein (lacht). Ich muss zuerst die Worte finden und alles sacken lassen. Es geht aber noch weiter, ich bin noch nicht fertig und habe noch ein weiteres Ziel. Ich muss am Boden eine gute Übung zeigen. Es ist die Königsdisziplin. Und auch dort kann alles passieren.»