Roger Federer gewinnt das Schweizer Duell im Halbfinal der ATP-Finals in London gegen Stan Wawrinka auf dramatische Weise 4:6, 7:5, 7:6 (8:6). Im Final trifft er am Sonntag auf Novak Djokovic.
Roger Federer hat das Schweizer Duell im Halbfinal der ATP-Finals in London gegen Stan Wawrinka in einer ebenso hochstehenden wie aufwühlenden Partie 4:6, 7:5, 7:6 (8:6) gewonnen. Der 33-jährige Basler holte sich in 2:48 Stunden den 15. Sieg im 17. Duell mit seinem Davis-Cup-Teamkollegen. Beim Stand von 5:4 im dritten Satz vergab Wawrinka drei Matchbälle, im Tiebreak einen weiteren.
Im Final trifft Federer am Sonntag um 19 Uhr auf Novak Djokovic, der den Japaner Kei Nishikori 6:1, 3:6, 6:0 bezwang. Die Weltnummer 1 strebt in ihrem vierten Masters-Final nach 2008, 2012 und 2013 den vierten Titel an, Federer steht zum neunten Mal im Masters-Final und ist mit sechs Titeln Rekordsieger.
Im ersten Satz führte Wawrinka gegen Federer nach einem Blitzstart bereits 5:2, ehe er zum 5:3 zum einzigen Mal seinen Aufschlag abgeben musste. Zwei Games später machte er es dann aber besser. Im zweiten Satz verpasste Federer zunächst drei Breakchancen zum 4:2, holte sich den Satzausgleich dann zum 7:5 aber dennoch.
Die verpasste Challenge, die verpassten Matchbälle
Das Blatt wendete sich jedoch sogleich wieder. Wawrinka gelang auf ein wenig glückliche Art im ersten Game des Entscheidungssatzes sofort ein Servicedurchbruch. Der französische Schiedsrichter Cédric Mourier überstimmte den Linienrichter und gab einen Passierball Wawrinkas gut – obwohl er recht deutlich im Aus gelandet war. Da der Basler den Entscheid des Schiedsrichters erst zwei Punkte später bemerkte, als er sich zu seiner eigenen Überraschung einem Breakball gegenübersah, konnte er den Fehler nicht mehr via Challenge korrigieren lassen.
Im letztmöglichen Augenblick, und nach Abwehr von drei Matchbällen, glich Federer aber wieder zum 5:5 aus. Im hochspannenden Tiebreak musste er beim Stand von 5:6 einen weiteren Matchball abwehren, ehe er selber seine erste Chance am Netz gleich beim Schopf packte. Der Jubel fiel verhalten aus – wohl zu gleichen Stücken aus Müdigkeit wie aus Respekt gegenüber seinem unglücklichen Kumpel.
Djokovic gibt erstmals einen Satz ab
Die Entscheidung im ersten Halbfinal zwischen Djokovic (ATP 1) und Nishikori (ATP 5) fiel zu Beginn des dritten Durchgangs, als der Japaner leichtfertig zwei Breakchancen ausliess und im darauffolgenden Aufschlagspiel dem Serben das Break zugestehen musste. Damit wechselte das Momentum wieder, nachdem im zweiten Satz Nishikori der bessere Spieler gewesen war. Spätestens nach einem weiteren Break Djokovic‘, das Nishikori seinem Gegner mit zwei Doppelfehlern schenkte, war die Partie gelaufen.
Nach knapp einer halben Stunde hatte alles nach einem klaren Zweisatzsieg zugunsten von Djokovic ausgesehen. Dem Serben gelang ein fast fehlerloser erster Satz, in dem er mehr als doppelt so viele Punkte wie Nishikori verbuchte. Und auch im zweiten Durchgang gelang Djokovic, der wie bereits im Verlauf der Woche sehr gut aufschlug, gleich ein Break.
Danach steigerte sich aber Nishikori und zeigte, warum er 2014 den Durchbruch an die Weltspitze geschafft hat. Plötzlich dominierte der Japaner von der Grundlinie, Djokovic wurde erstmals in diesem Turnier in die Defensive gedrängt. Nachdem er in der Vorrunde nur neun Games abgegeben hatte – so wenig wie noch kein Spieler seit der Einführung der Round Robin -, kassierte Djokovic nach einem Break zum 1:1 und 3:5 seinen ersten Satzverlust in London.
Der 31. Sieg in Folge in der Halle
Am Ende erreichte Djokovic aber dennoch bei seiner achten Masters-Teilnahme in Folge zum vierten Mal den Final. 2008, 2012 und 2013 hat er das Saisonfinale gewonnen. Für die Weltnummer 1 war es der 31. Sieg in Folge in der Halle. Seine letzte Indoor-Niederlage hatte der Serbe 2012 in Paris-Bercy gegen den Amerikaner Sam Querrey kassiert. Am Sonntag bietet sich Djokovic, der zum dritten Mal in seiner Karriere ein Jahr als Nummer 1 des ATP-Rankings abschliessen wird, die Chance zum Titel-Hattrick in der O2-Arena. Djokovic wäre der erste Spieler seit Ivan Lendl Mitte der Achtzigerjahre, der das Masters dreimal in Folge gewinnen würde.