Wie erwartet trennen sich der FC Luzern und Sportchef Alex Frei. In gegenseitigem Einvernehmen, wie es im Anschluss an die Partie gegen den FC Basel hiess. «Es war nicht möglich, weiter zu machen», sagt Frei zu den Machtkämpfen im Club und lässt bei seinem Abschied erkennen, wie bitter das Scheitern in der Zentralschweiz für ihn ist.
Verdrängen. Das war das letzte Wort von Alex Frei in seiner Funktion als Sportchef des FC Luzern. Anschliessend an das verlorene Heimspiel gegen den FC Basel gab FCL-Präsident Ruedi Stäger bekannt, was erwartet worden war: dass die Zusammenarbeit im «beiderseitigem Einvernehmen» auf Jahresende hin beendet wird.
Für Alex Frei, der mit glasigen Augen an der Seite Stägers im Medienraum Platz genommen hatte, gehen somit knapp 20 Monate als Verantwortlicher für die sportlichen Belange beim FC Luzern zu Ende. Stäger hob noch einmal hervor, was unter Frei erreicht wurde: der Klassenverbleib im Sommer 2013, ein Jahr später Platz 4 und die Qualifikation für die Europa League; dazu bewerkstelligte Frei einen Kaderumbruch und Angleichungen der Spielersaläre.
Im Spätjahr 2014, früh ausgeschieden im Europacup sowie im Schweizer Cup und in der Liga auf den letzten Platz abgerutscht, liest sich die Bilanz des Sportchefs längst nicht mehr so prächtig. Dennoch dankte Stäger Frei für «die professionelle Zusammenarbeit». Die Suche beim FC Luzern nach einem Nachfolger läuft. Zu den Kandidaten gehört unter anderem der bei GC nicht mehr gewünschte Dragan Rapic, wie Frei ebenfalls ein Mann mit Vergangenheit beim FC Basel.
Frei: «Weitermachen war nicht möglich»
Für Alex Frei ist die Trennung «unter den gegebenen Umständen der richtige Schritt». Konkret ging der Biel-Benkemer, der sein Statement auf Hochdeutsch hielt, nicht auf diese Umstände ein. Auch Stäger blieb jegliche Erklärung schuldig – man habe sich darauf geeinigt, keine Auskünfte und Stellungnahmen abzugeben.
Zweifelsohne ist es jedoch ein Machtkampf, den Frei mit dem im Hintergrund agierenden Ehrenpräsidenten Walter Stierli und dessen Seilschaften ausfocht, und der sich nun bis zu dieser Trennung zuspitze. «Weiter zu machen war nicht möglich», so Frei, den die Situation der vergangenen Monate sichtlich auch gesundheitlich mitgenommen hat.
In der für den Besuch des FC Basel erstaunlich dünn besuchten Swissporarena (11’830 Zuschauer) hatte die «USL», eine Vereinigung von Kurvenfans des FC Luzern, ihr Mitteilungsblatt «Stelzbock» verteilt. Darin greift sie den Ehrenpräsidenten («Sonnenkönig») unter der Überschrift «Das Missverständnis Walter Stierli» scharf an. In der Schlussphase der Partie skandierte die Kurve Schmähgesänge auf den 66-Jährigen, der auch zu den Mehrheitsaktionären der Holding AG gehört. Obwohl aus dem operativen Geschäft ausgeschieden, gilt er nach wie vor als starker Mann unter den einflussreichen Kräften im Luzerner Profifussball.
Die Zukunft könnte im Juniorenbereich liegen
Auch an diesen Kräften ist Alex Frei bei seinem ersten Job nach seiner Spielerkarriere gescheitert. Und es ist gut möglich, dass man Frei hinkünftig nicht wieder in vergleichbarer Funktion wiedersehen wird. Unlängst bekannte er, dass ihn eine Arbeit im Juniorenbereich womöglich mit genauso viel Befriedigung erfüllen könnte.
«Wer mich kennt, weiss, dass ich Ecken und Kanten habe und dass ich ehrlich und authentisch bin», sagte der 35-jährige Frei noch, wünschte frohe Festtage und eine «Zeit der Besinnung», wie er meinte: «Ich werde mir jetzt die nötige Zeit gönnen, um Distanz zu gewinnen – und zu verdrängen.»
Es klingt Bitterkeit mit in diesem letzten Wort. Um 20.25 Uhr war an diesem Dezemberabend Alex Frei als Sportchef des FC Luzern Geschichte. Im Medienraum des Stadions klatschten ein paar Leute Beifall. Und das war es.
Streller: «Das hat Alex Frei nicht verdient»
Im Garderobentrakt des Stadions sprach Marco Streller über seinen langjährigen Weggefährten, mit dem gemeinsam er beim FC Basel in der jüngste Erfolgsära eine gewichtige Rolle spielte: «Ich weiss, wie viel Engagement und Herzblut er in die Arbeit beim FC Luzern gesteckt hat. Zeitweise hat es ja auch sehr gut ausgesehen, und dass es jetzt so zu Ende gehen muss, finde ich sehr schade. Das hat Alex Frei nicht verdient.»
Markus Babbel, im Oktober von Frei noch als Nachfolger von Trainer Carlos Bernegger installiert, liess erkennen, dass die Personalie Alex Frei auch Spuren im sportlichen Bereich hinterlassen hat: «Jetzt ist vor allem Ruhe nötig, nachdem es doch recht turbulent zugegangen ist. Das schadet der Mannschaft und dem Verein.»