Bundesrat und Parlament ringen derzeit um die Unternehmenssteuerreform III. Das Forschungsinstitut BAK Basel zeigt derweil, welche Folgen die Reform haben könnte. Einige Unternehmen würden damit massiv profitieren.
Die geplante Unternehmenssteuerreform könnte für Schweizer Firmen eine erhebliche Entlastung bei den Steuern bringen. Das geht aus einer Untersuchung der Konjunkturforschungsstelle BAK Basel hervor, die am Donnerstag in Zürich vor den Medien präsentiert wurde.
Hintergrund der Unternehmenssteuerreform III sind die Privilegien für Holdinggesellschaften, die die Schweiz unter dem internationalen Druck der OECD aufheben muss. Die Steuern für solche Unternehmen müssen also erhöht werden.
Damit die Steuererhöhung nicht zur Abwanderung von grossen Unternehmen wie zum Beispiel Novartis und Roche führt, will der Bundesrat die Steuerbelastung an anderer Stelle kompensieren. Dazu schlägt der Bundesrat eine Patentbox vor, die Unternehmen entlastet, wenn sie über Patente oder patentähnliche Konstrukte Erträge erwirtschaften.
Annähernd die Hälfte weniger Steuern
Patentboxen gibt es bereits in einigen europäischen Ländern. Die meisten europäischen Länder mit vergleichbaren Konstrukten gewähren jedoch weit höhere Steuerrabatte, als es die Schweiz vorsieht. Die Patentbox, die in der Schweiz frühestens ab 2017 eingeführt werden könnte, sei eine zukunftstaugliche Lösung, damit könne die Standort-Attraktivität der Schweiz erhöht werden, sagt der Chefökonom von BAK Basel, Martin Eichler.
BAK Basel rechnet in zwei Modellrechnungen vor, wie Unternehmen davon profitieren. Die Entlastung ist im internationalen Vergleich gering. In anderen Ländern bringt die Patentbox also noch viel grössere Steuerentlastungen für Unternehmen, die ausschliesslich Erträge über Patente erzielen. In der Schweiz, wo die Unternehmenssteuern bereits auf einem tiefen Niveau sind, kann die Einführung von Patentboxen in extremen Fällen jedoch annähernd eine Halbierung der Steuerlast bedeuten.
Unternehmen, die weniger Erträge über eine Patentbox abrechnen dürften, profitieren nur gering von der Reform. Bei Unternehmen, die zum Beispiel 20 Prozent ihrer Erträge über Patente erwirtschaften, steht die Schweiz im internationalen Vergleich gut da.
Eidgenossenschaft weiterhin vorne
Solche Unternehmen würden dann in der Schweiz nur rund 12 Prozent an effektiven Gewinnsteuern zahlen. In Luxemburg, Spanien oder Italien wären es über 20 Prozent. In Frankreich müssten die Firmen an den Fiskus sogar markant über 25 Prozent an Gewinnsteuern überweisen.
Gleichzeitig mit dieser Untersuchung zur Wirkung von Patentboxen im europäischen Vergleich – die USA, Japan oder Singapur kennen ein solches Konstrukt ohnehin noch nicht – haben die Forscher auch die generelle Steuerattraktivität der Schweiz untersucht. Dafür publiziert das Institut regelmässig seinen «Taxation Index» für Unternehmen und Hochqualifizierte. Dieser stellt der Schweiz weiterhin ein gutes Zeugnis aus.
Hongkong hat die tiefsten Steuern
So sind gegenüber der letztmaligen Erhebung des Barometers zwar die Steuerbelastungen für Unternehmen in Helsinki um 3,8 und in London um 2,7 Prozentpunkte gesunken. Im Vergleich mit den insgesamt niedrigen Sätzen an günstigen Standorten der Schweiz wie Nidwalden, Luzern, Obwalden, Schwyz, Uri oder etwa Zug, die bei Steuersätzen von rund 10 Prozent liegen, sind diese Orte aber weiterhin teuer.
Meist liegen die Steuersätze hierbei mehr als doppelt so hoch. Spitzenreiter des Rangkings ist Hongkong mit einem Steuersatz von 10 Prozent und zahlreiche Schweizer Gemeinden liegen nicht weit von diesem Niveau weg.
Der Index hat aber auch Verschlechterungen an einigen Orten registriert. So haben etwa Paris und Brüssel am deutlichsten die Steuerbelastungen für Firmen erhöht. Die Belastungsraten stiegen um 2,4 Prozent beziehungsweise 2,3 Prozent.
Reformen in Ungarn und Spanien zeigen Wirkung
Was die Steuerbelastung von gut verdienenden Individuen angeht, so liegen Singapur (rund 10 Prozent) und Hongkong (rund 18 Prozent) vorne. Gleich danach kommen auf den folgenden Plätzen im Rangking aber Zug, Obwalden, Schwyz und Uri mit Steuersätzen um die 25 Prozent.
Deutlich an Wettbewerbskraft gewonnen haben Länder wie Ungarn und Spanien, die Hochqualifizierte zwar immer noch vergleichsweise hoch, mittlerweile aber mit 4,5 Prozent beziehungsweise 3,5 Prozent weniger belasten.
An der Medienorientierung machten die Experten zudem deutlich, dass sich seit der Finanzkrise 2009 die Steuerbelastungen für die Unternehmen anders als jene für die Hochqualifizierten entwickelt haben. Eine Mehrjahresbetrachtung des Index zeigt nämlich, dass Firmen seither deutlich geringere Steuern zahlen – es sich die Staaten aber vermehrt von ihren Bürgern holen.