In den EM-Quali-Spielen vom Sonntag machen auch Island und Tschechien alles klar. Sie stehen neben Gastgeber Frankreich und England (aus «Schweizer» Gruppe E) als erste EM-Teilnehmer 2016 fest.
Dagegen wird die EURO womöglich ohne holländische Beteiligung stattfinden. Nach dem vernichtenden 0:3 in der Türkei kann sich die «Elftal» aus der Gruppe A nicht mehr direkt für die Endrunde qualifizieren. Letztmals hatten die Holländer 1984 eine kontinentale Endrunde verpasst, die in …Frankreich stattfand. Nun, nach der vierten Niederlage im achten Gruppenspiel, steht fest, dass dies für das kommende Jahr zumindest kein unrealistisches Szenario mehr ist. Für ein Rendez-vous, das wiederum Frankreich ausrichten wird. «Die ganze Qualifikation war unglaublich schwierig. Wir haben noch eine Chance, aber können es nicht mehr aus eigener Kraft schaffen, was schrecklich ist», sagte Robin van Persie.
Im zweiten Auftritt unter dem neuen Trainer Danny Blind verloren die Holländer drei Tage nach dem 0:1 gegen Island auch gegen die Türkei. Sie wurden vom Gegner auf den vierten Rang und damit aus dem Rampenlicht verdrängt. Die Schlagzeilen werden dem neuen Coach gehören, der es trotz vier (teils zwangsläufigen) Wechseln gegenüber dem letzten Spiel nicht geschafft hat, den Turnaround zu schaffen. Von einem Rücktritt, auf den er vom nationalen Fernsehen angesprochen wurde, wollte Blind aber nichts wissen. «Ich habe noch keine Sekunde über meine Position nachgedacht», sagte der Bondscoach.
Fakt ist: Holland kann sich nur noch via Barrage qualifizieren. Den dritten Rang erreicht «Oranje» aber nur dann, wenn die Türkei in Tschechien und gegen Island drei Punkte weniger holt als die Holländer in Kasachstan und gegen Tschechien.
Zweiter Profiteur von Hollands deutlicher Niederlage in Konya war Tschechien, das mit dem Basler Innenverteidiger Marek Suchy zu einem 2:1-Sieg in Lettland kam. Seit dem erstmaligen Vorstoss in den Elite-Zirkel (1996) nach der Abspaltung der Tschechoslowakei waren die Osteuropäer an Europameisterschaften stets dabei. «Der Schlüssel waren die vier Siege in Serie zum Start der Kampagne», sagte Trainer Pavel Vrba. «Es war ungemein wichtig, dass wir mit Holland und der Türkei unsere schwierigsten Gegner bezwingen konnten.»
Aus dem Team der Türken ragte bei der starken Leistung gegen Holland Arda Turan heraus. Atletico Madris einstiger Schlüsselspieler, der nach seinem Wechsel zu Barcelona bis im Winter wegen der eigentlichen Transfersperre zuschauen muss, leitete das frühe 1:0 (8.) durch mit einem Traumpass auf Oguzhan Özyakup ein. Das wegweisende 2:0 erzielte Turan in der 26. Minute selber. Er profitierte, nachdem die Türkei einen Einwurf abgefangen hatte, von der ausbleibenden Gegenwehr von Trainersohn Daley Blind und dem Patzer von Goalie Jasper Cillessen.
Islands «Goldene Generation»
Islands erstmalige Teilnahme an einem grossen Turnier schien nach den Leistungen in den letzten zwei Ausscheidungen nur eine Frage der Zeit zu sein. Auf Juniorenstufe hat die Arbeit des Verbandes schon länger gefruchtet, 2011 nahm erstmals eine U21-Mannschaft an der EM teil. Diese Generation von Spielern, der auch Basels Birkir Bjarnason angehört(e), war nun hauptbeteiligt am grössten Erfolg der Verbandsgeschichte. Islands Premiere ist nicht die Folge der Aufstockung der Endrunde auf 24 Teams, sondern von sechs Siegen aus den ersten sieben Spielen. Kasachstan war beim 0:0 in Reykjavik erst die zweite Mannschaft nach Tschechien (2:1 im Heimspiel), die gegen Island punktete.
Israel und Belgien als Spielverderber
In der Gruppe B verpasste Wales die vorzeitige EM-Qualifikation, zu der der Mannschaft um Superstar Gareth Bale noch ein Punkt fehlt. Die defensiv eingestellten Israeli, bei denen GC-Goalgetter Munas Dabbur zur Pause ausgewechselt wurde, erwiesen sich in Cardiff beim 0:0 ebenso als «Partykiller» wie im Abendspiel Belgien durch das 1:0 auf Zypern.