Nach den Überschwemmungen in Muttenz wegen eines heftigen Gewitters vom Samstag dauern die Aufräumarbeiten bis am Mittwoch an. Über hundert Gebäudeschäden wurden registriert; bei Gemeinde und Privaten geht es je um mehrere hunderttausend Franken. Teils ist das Telefon weiter stumm.
Heftige Regenfälle mit Hagel gingen am Samstag nach 17 Uhr in Muttenz nieder. Innert zweieinhalb Stunden fielen 28 Millimeter Regen. Die schon völlig durchnässten Böden konnten das Wasser nicht mehr aufnehmen. So traten Bäche über die Ufer; statt eingedolt unter den Strassen lief Wasser offen durch den Dorfkern – teils wadenhoch.
Besonders betroffen war das Oberdorf; die historische Kirche St. Arbogast mit ihrer Ringmauer im Dorfzentrum wirkte während der Flut fast wie ein Wasserschloss. Vorübergehend wurde die Tramlinie 14 zwischen St. Jakob und Pratteln BL unterbrochen, weil in Muttenz deren Schienen unter Wasser standen.
Dreistellige Tonnen Hochwassermüll
Diverse Keller und Tiefgaragen liefen voll, und diverse Gärten und Mobiliar wurden beschädigt. Über hundert Meldungen zu Gebäudeschäden gingen bis Dienstagmorgen ein, wie Gemeindepräsident Peter Vogt am Dienstag auf Anfrage sagte. Er rechnet mit Nachzüglern, die über Pfingsten weg waren und bei der Heimkehr den Keller unter Wasser antreffen.
Der Zivilschutz half am Dienstagmorgen weiter mit rund 85 Personen beim Aufräumen. Diese Arbeiten dauern laut Vogt angesichts des Ausmasses der Wasserschäden sicher noch bis Mittwoch. Dutzende Mulden wurden für vom Wasser zerstörtes privates Hab und Gut bereitgestellt und laufend geleert – da kämen rasch über 100 Tonnen zusammen.
Ebenfalls mindestens bis Mittwoch ist ein gefluteter Netzknoten der Swisscom ausser Betrieb. Rund 160 Kunden im betroffenen Gebiet am Fuss des Wartenberg haben seit Samstagabend kein Festnetztelefon, 90 davon auch kein Fernsehen und Internet.
Schaden-Überblick erst zu verschaffen
Noch keinen genauen Überblick hatte die Gemeinde laut Vogt am Dienstagmorgen zu Schäden an kommunaler Infrastruktur, etwa Wegen und Strassen ausserhalb des Siedlungsgebietes. Unter dem Strich schätzt Vogt die Schadensumme allein der Gemeinde grob auf mehrere hunderttausend Franken – und bei Privaten wohl gleich nochmal soviel.
Bei dem Gewitter war auch das Unterwerk Lachmatt der Elektra Birseck Münchenstein (EBM) gleich hinter dem Wartenberg überflutet und abgestellt worden. Alle Kunden hatten weiterhin Strom; laut EBM war bis zum Abschluss der Reparatur am Montagnachmittag indes die Versorgungssicherheit reduziert.
Als das Ausmass der Schäden sich abzeichnete, übernahm der kantonale Krisenstab das Szepter in Muttenz. Im Gemeindezentrum liess dieser eigens eine Schadenplatzkommandozentrale einrichten für die Koordination aller Ereignisdienste. Zeitweise standen rund 150 Personen im Einsatz, wie die Gemeinde am Dienstag mitteilte.
Im gesamten Kanton Baselland registrierten die Behörden am Samstagabend rund 200 Hochwasserereignisse, wie die Polizei am Sonntagmittag mitgeteilt hatte. Meist ging es um Wasser in Kellern, teils auch um unterspülte Verkehrswege.