Das Nein zum schwedischen Kampfjet Gripen hat auch Auswirkungen für Firmen in der Schweiz. Geplante Kompensationsgeschäfte in Millionenhöhe verfallen – der Rüstungskonzern Ruag rechnet damit, dass bis zu 200 Stellen gestrichen werden müssen.
Die 22 Kampfjets wären die Schweiz auf 3,1 Milliarden Franken zu stehen gekommen, dafür hätten Schweizer Firmen von Kompensationsgeschäften in der Höhe von 2,5 Milliarden Franken profitiert. Dazu sind die Schweden nun nicht mehr verpflichtet, nachdem die Vorlage am Sonntag an der Urne gescheitert ist.
Zwar hat Gripen-Hersteller Saab bereits vor der Abstimmung über 500 Verträge mit 125 Unternehmen in der Höhe von rund 400 Millionen Franken abgeschlossen. Man werde weiterhin mit diesen Unternehmen zusammenarbeiten und diese Verträge «unter Berücksichtigung der Geschäftsbedingungen und Konditionen» einhalten, teilte Saab mit.
Weitere Aufträge, die erst in der Planungsphase stecken, stehen nun aber vor einer ungewissen Zukunft. Dem Rüstungs- und Industriekonzern Ruag etwa könnte ein lukrativer Auftrag für ein Trägersystem entgehen.
Serienproduktion ins Ausland verlagert
Im März hatten Ruag und Saab dazu einen Vertrag im Gesamtwert von 68 Millionen Franken abgeschlossen. Nach dem Nein zum Gripen könnte Saab aber einzig die Entwicklungs- und Prototyping-Phase bei der Ruag belassen und die anschliessende Serienproduktion ins Ausland verlagern.
Statt der erhofften 68 Millionen Franken würden so nur noch 15,5 Millionen in die Schweiz fliessen. Entscheidet sich Saab tatsächlich gegen die Produktion in der Schweiz, hat das auch Auswirkungen auf weitere Unternehmen. Die Ruag hatte mehreren Zulieferern Aufträge in Aussicht gestellt, darunter zwei Firmen in der Westschweiz, eine aus der Deutschschweiz und eine aus dem Tessin.
Bis zu 200 Stellen betroffen
Mittel- bis langfristig rechnet die Ruag-Konzernleitung damit, dass bis zu 200 der insgesamt 4600 Stellen in der Schweiz betroffen sein könnten, wie es in einem internen Schreiben heisst, das der Nachrichtenagentur sda vorliegt. Dies unter der Voraussetzung, dass keine Gegenmassnahmen ergriffen werden. Es sei für die Ruag nun umso wichtiger, neue Aufträge zu gewinnen, sagte Konzern-Sprecherin Rita Baldegger.
Die Ruag habe absichtlich nicht schon vor der Abstimmung auf einen möglichen Stellenabbau hingewiesen. «Wir wollten den Abstimmungskampf nicht beeinflussen», sagte Baldegger.
500-Millionenauftrag steht auf dem Spiel
Auch für die Pilatus Flugzeugwerke AG ist das Abstimmungsresultat ein Rückschlag. Für den Flugzeughersteller steht ein Auftrag von einer halben Milliarde Franken auf dem Spiel.
Ende März hatten Saab und Pilatus in einer Absichtserklärung festgehalten, dass sie bei den Kompensationsgeschäften zusammenspannen wollten. Sollte die Schweiz den Gripen bestellen, wollte Schweden im Gegenzug bei Pilatus rund 20 PC-21 für die Pilotenausbildung in der Armee kaufen.
Die beiden Firmen kündeten weiter an, dass sie im Bereich des Strukturbaus rund 100 zusätzliche Arbeitsplätze in der Schweiz schaffen wollten. Zudem sollte, ebenfalls in der Schweiz, ein Software-Entwicklungszentrum aufgebaut werden. All diese Massnahmen hätten gemäss Mitteilung von Pilatus in den nächsten Jahren ein Auftragsvolumen von rund einer halben Milliarde Franken generiert.
Selbst bei einer Annahme der Gripen-Vorlage wäre der PC-21-Auftrag noch nicht definitiv unter Dach gewesen. Man wäre «dem Abschluss eines Vertrages aber einen Schritt näher», hielt Pilatus im März fest. Am Montag wollte sich die Pilatus Flugzeugwerke AG auf Anfrage nicht dazu äussern, was nun aus der geplanten Zusammenarbeit mit Saab und der PC-21-Bestellung wird.