In rund 20 spanischen Städten haben am Samstag Tausende Menschen gegen Energiearmut protestiert. Hintergrund der Proteste war der Fall einer Frau, welcher der Strom wegen Zahlungsrückstands abgedreht worden war und die daraufhin starb.
Bei den Kundgebungen wurden die Behörden sowie auch die als «gierig» kritisierten Versorger an den Pranger gestellt. «Das sind keine Todesfälle, das sind Ermordungen!», schrien in Madrid Hunderte von Demonstranten vor dem Sitz des Energiekonzerns Gas Natural Fenosa. Das Unternehmen hatte der Rentnerin den Strom abgedreht.
«Es kann nicht sein, dass in der viertgrössten Volkswirtschaft der Eurozone Menschen sterben müssen, weil Firmen, die dicke Gewinne machen und ihren Chefs Skandalgehälter zahlen, armen und älteren Menschen den Strom abdrehen», sagte der Chef der linken Protestpartei Podemos (Wir Können), Pablo Iglesias.
Der Fall der 81-jährigen Rentnerin hatte in Spanien für Aufsehen gesorgt. Die allein lebende Frau war am Montag bei einem Brand in ihrer Wohnung der katalanischen Gemeinde Reus erstickt. Sie hatte Kerzen angezündet, weil ihr der Strom wegen unbezahlter Rechnungen abgestellt worden war.
Nach einer Studie der Sozial- und Umwelt-Stiftung ACA fordert die Energiearmut – die Probleme vieler Menschen beim Bezahlen der Strom- und Gasrechnungen – jedes Jahr mehr als 7000 Menschenleben. Das sind gut sechs Mal mehr als die Verkehrstote 2015 (1126).