Nach über 200 Jahren endet die Geschichte der Basler Privatbank La Roche 1787

Die zur Raiffeisen-Gruppe gehörende Notenstein Privatbank übernimmt die älteste Basler Privatbank La Roche 1787. Spekulationen über einen schlechten Geschäftsgang bei La Roche weist der Bankvorsitzende Christoph Gloor von sich.

Geht mit La Roche zusammen: die Privatbank Notenstein. (Bild: sda)

Die zur Raiffeisen-Gruppe gehörende Notenstein Privatbank übernimmt die älteste Basler Privatbank La Roche 1787. Spekulationen über einen schlechten Geschäftsgang bei La Roche weist der Bankvorsitzende Christoph Gloor von sich.

Die Konsolidierung in der Schweizer Bankenbranche geht voran: Die Bank Notenstein übernimmt das Basler Traditionshaus La Roche 1787. Das neue Institut wird den Namen Notenstein La Roche Privatbank tragen. Zum Kaufpreis wurde Stillschweigen vereinbart.

Die Geschäftsaktivitäten und die rund 100 Mitarbeiter von La Roche 1787 sollen innerhalb der nächsten sechs Monate zu Notenstein transferiert werden, teilten die beiden Unternehmen am Freitag mit. Das Portfolio von La Roche 1787 umfasst rund 6,5 Milliarden Franken. Ausgeschlossen sind alle Kunden mit einem direkten oder indirekten Bezug zu den USA. Der Vorsitzende der Geschäftsleitung der Bank La Roche, Christoph Gloor, wird Einsitz nehmen in die Geschäftsleitung der neuen Bank.

Damit endet die mehr als 200jährige Geschichte von La Roche 1787 als reine Familienbank. Das schmerzt auch den Vorsitzenden Gloor: «Natürlich gibt man eine solche Geschichte nicht leichten Herzens weg. Es ist schon Wehmut dabei.» Immerhin lebe der Name La Roche weiter. Ob es im Zuge der Übernahme auch zu Entlassungen kommen werde, wisse er noch nicht, sagt Gloor.

Privatbanken unter Druck

Die Transaktion kommt nicht ganz überraschend. Über die Übernahme wurde in der Bankenszene bereits spekuliert, am Donnerstag berichtete das Wirtschaftsportal finews.ch über bevorstehende die Fusion. Die Tatsache, dass La Roche vor einem Jahr ihren Status als klassische Privatbank aufgegeben hat und die Inhaber seither nicht mehr mit ihrem Privatvermögen für die Einlagen haften, konnte als Hinweis darauf gewertet werden, dass der Geschäftsgang nicht mehr so gut war.

Gloor weist diese Spekulationen entschieden von sich: «Aussagen die uns in der Vergangenheit fehlende Profitabilität unterstellen, entbehren jeglichem Fundament.» La Roche 1787 habe im Vergleich zur Konkurrenz stets sehr gute Zahlen präsentieren können und operativ gut gewirtschaftet.

Also bleibt die Frage, weshalb La Roche trotz dieser «guten Zahlen» von Notenstein übernommen wurde. Gloor: «Wir wollten aus einer Position der Stärke handeln, solange die Lage noch nicht dringend gewesen ist.» Denn Gloor sieht schwere Zeiten auf das Geschäft der Privatbanken zukommen. «Die Konsolidierung der Branche wird weitergehen, da bin ich mir sicher.»

«Die Konsolidierung der Branche wird weitergehen, da bin ich mir sicher.»

Christoph Gloor, La Roche-Vorsitzender

Die Umwälzungen, die seit zwei Jahren auf dem Schweizer Finanzplatz stattfinden, gingen an den Privatbanken nicht folgenlos vorbei. Finanzanalysten und Banker weisen seit einiger Zeit darauf hin, dass rund ein Drittel der Privatbanken unter Druck sind.

Nachdem bereits das Bankgeheimnis geknackt, der Konkurrenzkampf härter und die Regulierungen verschärft worden seien, würde der Entscheid der Nationalbank, sich vom Euro-Mindestskurs zu verabschieden, für weiteren Druck auf die Privatbanken sorgen, sagte etwa Boris Collardi, Chef der Bank Julius Bär und Präsident des Assetmanagement- und Vermögensverwaltungsverbandes (VAV) am 20. Januar: «Die Kosten fallen vorwiegend in Franken an, die Erlöse hingegen zu 80 Prozent in Fremdwährungen.»

Er erwarte, dass sich die Konsolidierung im Private Banking beschleunige. Zwischen 2005 und 2013 habe die Zahl der Privatbanken in der Schweiz bereits von 182 auf 139 abgenommen. In fünf Jahren könnten es nur noch 100 sein, prognostizierte Collardi.

Für kleine Banken wird es künftig noch enger

Notenstein und La Roche 1787 betonen in ihren Mediencommuniqués die Chancen, die sich aus dem Zusammenschluss ergeben. Mit der Fusion könne man die Wachstumsstrategie in der Vermögensverwaltung für Schweizer Privatkunden weiter untermauern, schreibt Notenstein. Die Raiffeisen-Gruppe als Muttergesellschaft unterstreiche dadurch ihre Diversifikationsstrategie und stärke Notenstein als Kompetenzzentrum in der Anlageberatung, erklärte Raiffeisen-Chef Pierin Vincenz, der kürzlich seinen Rücktritt per März 2016 angekündigt hat.

La Roche 1787 wiederum setzt auf den Mehrwert, der sich für die Kunden ergebe, da diese nun von einer umfassenden Dienstleistungspalette profitieren könnten.

Die Bank La Roche & Co wurde 1787 gegründet. Seither ist sie in Familienbesitz und damit die älteste und traditionsreichste Basler Privatbank. Sie verwaltet 6,5 Milliarden Franken und beschäftigt 100 Mitarbeiter an Standorten in Basel, Bern und Olten. Die St. Galler Privatbank Notenstein verwaltet mit 700 Beschäftigten Vermögen von 21 Milliarden Franken. Sie ist an 12 Standorten vertreten. Notenstein war 2012 entstanden, als Raiffeisen das Nicht-US-Geschäft der Traditionsbank Wegelin übernommen hatte und dieses seither als Tochtergesellschaft weiterführt.

Mit dem Zusammengehen mit La Roche rückt Notenstein (rund 28 Milliarden Franken Kundengelder) nun zu den grossen Schweizer Banken um UBS, Credit Suisse, Lombard Odier, Pictet, Julius Bär und Vontobel auf. Der Druck auf die verbliebenen kleinen Privatbanken wird noch grösser.

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