Nachwuchs bei den „Mäusehirschen“ im Züricher Zoo

Mit den Kleinkantschil lebt im Zoo Zürich eine Familie „lebender Fossilien“, wie Zoo-Kurator Robert Zingg am Mittwoch vor den Medien sagte. Es sind die kleinsten wiederkäuenden Huftiere der Welt. Vor drei Wochen gab es Nachwuchs.

Das 20 Tage alte Kleinkantschil (Bild: sda)

Mit den Kleinkantschil lebt im Zoo Zürich eine Familie „lebender Fossilien“, wie Zoo-Kurator Robert Zingg am Mittwoch vor den Medien sagte. Es sind die kleinsten wiederkäuenden Huftiere der Welt. Vor drei Wochen gab es Nachwuchs.

Sie sehen aus, wie Miniaturausgaben von Bambi. Im spitzen Gesicht glänzen grosse, schwarze Augen. Der etwa hasengrosse, gedrungene Körper ist bedeckt von einem braunen Pelz. Über Hals und Brust ziehen sich weisse Streifen. Auf steckendünnen Beinen stelzen sie durch das Laub. Die Männchen tragen winzige Hauer. Es sind rasiermesserscharfe Waffen, so Zingg.

Noch viel kleiner als die Eltern ist das Jungtier. Neugierig streift es umher, knabbert hier und dort an einem Blatt und legt sich schliesslich in eine Steinnische. Dort wartet es geduldig, bis Mama das nächste Mal kommt und es trinken kann. Ob Männchen oder Weibchen, weiss man noch nicht.

Die Tiere werden 20 bis 25 Zentimeter hoch und erreichen eine Kopf-Rumpf-Länge von rund 50 Zentimetern. Speziell ist ihre Zunge, erzählt Zingg: Sie ist etwa fünf Zentimeter lang. Die Winzlinge können sich selbst damit problemlos die Augen auswischen.

Die Weibchen sind praktisch ihr ganzes Leben lang trächtig: Unmittelbar nach der Geburt erfolgt schon wieder eine Paarung. Die Tragzeit beträgt rund 140 Tage.

„Mäusehirsch“

Die Kleinkantschil, auf englisch Mousedeer – Mäusehirsch – genannt, stammen aus Westafrika und Süd-/Südwestasien. Sie gehören zu den Zwergböckchen und damit zu einer rund 30 Millionen Jahre alten Familie, die nahezu unverändert überlebt hat. Sie seien also gleichsam „lebende Fossilien“, sagte Zingg.

Im dichten Unterholz von Tieflandwäldern lebt das Kleinkantschil allein oder als Paar am liebsten in der Nähe von Wasserläufen. Es frisst gern Blätter, Knospen, Triebe und Blüten und nascht heruntergefallene Früchte. In Menschenobhut wird es maximal 16 Jahre alt.

In ihren Herkunftsländern geben die Kleinkantschils gern gegessene „Häppchen“ ab, so Zingg. Sie werden deshalb stark bejagt. Zudem wird ihr Lebensraum durch Rodungen und Holzschlag reduziert.

Bereits 1972 kamen die ersten Kleinkantschils in den Zoo Zürich. Ein aus Holland eingeführtes Tier schleppte jedoch einen Virus ein. Von 2005 bis 2011 gab es deshalb keine „Mäusehirsche“ mehr im Zoo. Heute lebt nun wieder eine Familie in der Anlage im Elefantenhaus.

Nächster Artikel