Nach Stan Wawrinka bezwingt Rafael Nadal in seinem zweiten Spiel an den ATP-Finals auch Andy Murray in zwei Sätzen. Noch steht seine Halbfinal-Qualifikation aber nicht definitiv fest.
Gegen Ende der Saison findet Rafael Nadal immer besser in Form. Bei den ATP-Finals in London steigerte sich auch im zweiten Spiel zunehmender Spieldauer. Nachdem er gleich zu Beginn seinen Aufschlag abgegeben hatte, gewann er gegen die Weltnummer 2 Andy Murray zunehmend die Oberhand. Nadal breakte sogleich zurück und nahm dem Schotten schliesslich zum 6:4 ein zweites Mal den Aufschlag ab.
Waren seine Bälle zu Beginn noch oft kurz, entwickelte der 29-jährige Spanier zunehmend mehr Druck, während Murray überhaupt nicht auf Touren kam. Dieser spielte viel zu passiv, vielleicht, weil er in der vergangenen Woche auf Sand statt auf einem Hartplatz trainierte, um für den Davis-Cup-Final in einer guten Woche in Brüssel gerüstet zu sein.
Im zweiten Satz schenkte Murray Nadal das erste Break zum 2:0 mit zwei Doppelfehlern geradezu. Damit war eine Vorentscheidung gefallen, Murray konnte sich nicht mehr zu einer Reaktion aufraffen. Nach 91 Minuten verwertete der Weltranglistenfünfte mit einer krachenden Vorhand seinen ersten Matchball zum 6:4, 6:1.
Murray, der sein letztes Spiel gegen Nadal im Final des Turniers in Madrid im vergangenen Mai gewonnen hatte, konstatierte eine deutliche Leistungssteigerung des 14-fachen Grand-Slam-Champions. «Er spielt definitiv wieder viel besser als in der ersten Jahreshälfte.» Wie weit Nadal, der seit einer überraschenden Niederlage gegen Fabio Fognini am US Open die Finals in Peking und Basel, den Halbfinal in Schanghai und den Viertelfinal in Paris-Bercy erreicht hat, noch von seinem allerbesten Niveau entfernt ist, könne er allerdings nicht sagen. «Dafür habe ich zu schlecht serviert und es ihm zu einfach gemacht.» Murray brachte nur 43 Prozent der ersten Aufschläge ins Feld und beging 29 unerzwungene Fehler (bei 15 Winnern).
Für eine kuriose Szene hatte Murray beim ersten Seitenwechsel nach drei Games gesorgt. Er zückte eine Schere und schnitt sich ein paar Haare ab, die ihm offensichtlich in die Augen hingen. «Sie haben mich einfach gestört», meinte der Schotte anschliessend lapidar.
Keine solchen Probleme hatte Nadal. Die Halbfinalqualifikation hat er trotzdem noch nicht ganz auf sicher. Sollte aber Stan Wawrinka das Abendspiel der beiden Erstrundenverlierer gegen David Ferrer (um 21.00 Uhr) mindestens einen Satz gewinnen, steht der Linkshänder aus Manacor bereits vor seinem letzten Spiel gegen Ferrer am Freitag als Halbfinalist fest. Auch für den Schweizer hat der Sieg Nadals etwas Gutes: Mit zwei Siegen gegen Ferrer und Murray zieht er ebenfalls mit Sicherheit in die Runde der letzten vier ein. Dafür muss er sich aber gegenüber der Auftaktpartie steigern.